Zusammenfassung
Beim Thema dieses Referates geht es um mehr als um die (temporäre) Freisetzung einzelner Spezialistenkategorien; es geht um die Frage, ob sich gleichsam der Wurm der Technisierung bis in den innersten Kern dessen einfressen wird, was bisher die Würde des Menschen und seine Stellung im Kosmos ausmachte: in das Schöpferische. Als anthropologisch vorgegeben dürfen wir den menschlichen Drang nach Gestaltung und Formung, in den auch das Prinzip der Mimesis, der Nachgestaltung, einfließt, annehmen. Als kreativ können wir eine Aktivität definieren, wenn ihre Wirkung innerhalb eines kulturellen Milieus als sinnvoll erscheint und zugleich durch einen gewissen Komplexitätsgrad ihrer Struktur erfolgt, wodurch sie zum Träger unverwechselbarer Herkunftsmerkmale der sie hervorbringenden Personen werden kann. Letzteres ist vor allem bei künstlerischen Formen der Kreativität relevant und entspricht dem, was W. Benjamin (1961, 418) als “Spur” bezeichnet. Aber schon Hegel (1968, 279) hat emphatisch die Dialektik zwischen Allgemeingültigem und Individuel lern betont, wenn er vom Kunstwerk schreibt: “Die Vermittlung, durch den Schmerz und die Thätigkeit eines Subjects hindurchgegangen und zur Gestalt gekommen zu seyn, ist unmittelbar aufgehoben; das Werk stellt die Substanz des Subjects dar, und der Geburtsschmerz ist eben diese absolute Entäusserung und Negativität der subjectiven Besonderheit.”
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Literatur
ADORNO, T.W. 1969: Nervenpunkte der Neuen Musik, Reinbek
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REICHARDT, R.H. 1962: Die Schallplatte als kulturelles und ökonomisches Phänomen. Ein Beitrag zum Problem Kunstkommerzialisierung, Zürich
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© 1987 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Reichardt, R.H. (1987). Menschliche Kreativität in einer technisierten Gesellschaft. In: Friedrichs, J. (eds) 23. Deutscher Soziologentag 1986. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83517-8_38
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