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Betriebliche Informationspolitik und die Finanzierung von Goodwillaktivitäten — Eine Analyse am Beispiel betrieblicher Bildungsinvestitionen

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Information und Wirtschaftlichkeit
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Zusammenfassung

Investitionen in Goodwill, in Projekte ohne selbständigen Verkehrswert und damit ohne potentiellen Einzelveräußerungspreis, gewinnen zunehmend ökonomische Bedeutung und absorbieren steigende Teile des gesamten Investitionsbudgets der Wirtschaft. Gemeint sind Investitionen in Werbung, in Forschung und Entwicklung, in Bildung und Ausbildung der Mitarbeiter . Es erscheint unverzichtbar, Investitionsentscheidungen in diesen Bereichen nach sinnvollen, ökonomisch herleitbaren Kriterien zu fällen und die Finanzierungsprobleme auf geeignete Weise zu lösen. Trotz vielfältiger Bemühungen seit Wittes berühmtem Aufruf aus dem Jahre 19622 sind wir jedoch mindestens bei der Begründung von Finanzierungsentscheidungen kaum vorangekommen. Aufwendungen für Goodwillprojekte werden bis heute nicht aktiviert und nicht am Kapitalmarkt finanziert. So, als stünde ihnen nicht die Erwartung künftiger Erträge gegenüber, belasten sie in voller Höhe den Gewinn und die Ausschüttungen der Aufwandsperiode. Diese Praxis führt zu ungünstigen Entscheidungen und zu hohen Kapitalkosten. So besteht die Gefahr, über Investitionen in Goodwill nicht primär im Hinblick auf erwartete künftige Erträge zu entscheiden, sondern die Finanzierbarkeit aus dem gegenwärtigen Periodenertrag zur Richtschnur des Handelns zu machen. Als Fi-nanzierungsinstrument bleibt entweder die (verdeckte) Selbstfinanzierung, was vorteilhaft sein kann, aber nicht vorteilhaft sein muß, oder die Unternehmung finanziert solche Projekte extern zu Lasten ihres allgemeinen Finanzierungsspielraums. Sie erweckt dann ungerechtfertigt den Eindruck, ihr Finanzierungsbudget stärker auszunutzen, was tendenziell die Kapitalkosten steigert . Nachteilige Konsequenzen sind in allen Fällen möglich. Sie lassen sich dann vermeiden, wenn es gelingt, Goodwill-Projekte wie Sachinvestitionen am Kapitalmarkt zu finanzieren.

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Anmerkungen

  1. Für Mitarbeiterbildung wendeten deutsche Unternehmungen 1980 brutto 35,9 Mrd. DM, netto (nach Abzug produktiver Leistungen der Auszubildenden) 28,2 Mrd. DM auf. Der Anteil dieser Aufwendungen am Bruttosozialprodukt stieg damit von 1971 bis 1980 von 1,4% auf 2,4%. Vgl. Deutscher Industrie-und Handelstag, Berufs-und Weiterbildung 1981/82, Bonn 1982, S. 19–24.

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  5. Vgl. ebenda, S. 210-213.

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  7. Gefordert ist, daß gleiche, aus der Sicht des Managements gerechtfertigte Wahrscheinlichkeitsverteilungen bei Sach-und Goodwill investitionen in gleichem Maße den Finanzierungsspielraum erweitern.

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  8. Vgl. Becker, G. S., Human Capital. A Theoretical and Empirical Analysis, with Special Reference to Education, New York 1964, S. 7–36.

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  9. Man könnte argumentieren, mangels exakter Prognosemöglichkeit sei auf die Angabe konkreter Erträge zu verzichten, die Beschränkung auf andere quantitative Einheiten (etwa Produktivitätsmaße) zu erwägen. Das gegebene Problem (heutige Aufwendungen, künftige Vorteile) erfordert jedoch das Investitionskalkül und damit die Angabe konkreter Aufwands-Ertrags-Reihen (genauer: Auszahlungs-Einzahlungs-Reihen ).

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  10. Sadowski, der im deutschen Sprachraum führende Vertreter dieser Richtung, betont ausschließlich den Werbeeffekt betrieblicher Bildungsmaßnahmen auf dem Arbeitsmarkt. Vgl. Sadowski, D., Berufliche Bildung und betriebliches Bildungsbudget, Stuttgart 1980, S. 53-78. Zu einer umfassenderen Aufarbeitung werbender Effekte betrieblicher Bildungsaktivitäten s. Ball, H., Entscheidungskriterien für betriebliche Bildungsinvestitionen, in: Die Betriebswirtschaft (DBW-Depot), Heft 4/1984, Kap. 2.2.2.

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  13. Auf Verantwortlichkeit zielende Bildungsgänge lassen sich an der inhaltlichen Breite erkennen. Über das zur Qualifizierung notwendige, eng arbeitsplatzbezogene Wissen hinaus wird ein breites Strukturwissen vermittelt, das dem Mitarbeiter verschiedenste Konsequenzen seines (verantwortlichen oder nicht verantwortlichen) Handelns deutlich machen soll. Vgl. Ball, H., Mehr Markt im Bildungswesen? Eine bildungsökonomische und ordnungstheoretische Analyse, Frankfurt 1985, S. 63-74.

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  14. Angaben, die der hier geforderten Informationsdichte mindestens nahekommen, finden sich in einigen Geschäftsberichten deutscher Unternehmungen. S. etwa Volkswagenwerk AG, Bericht über das Geschäftsjähr 1982, Wolfsburg 1983, S. 17-32. Die Bereitschaft verschiedenster Unternehmungen, umfassend über ihre Bildungsaktivitäten zu berichten, zeigt Abraham, K., Betriebspädagogik, Berlin 1978, S. 89-224.

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  15. Die Bestimmung dieser Erträge — einhergehend mit der Analyse ihrer Internalisierbarkeit aus der Sicht der Unternehmung — ist das Zentrum der traditionellen Humankapitalforschung. S. Becker, G., a.a.O., S. 136-159 sowie die Literaturanalyse bei Sadowski, D., a.a.O., S. 24-30.

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  16. Zu berücksichtigen ist das von G. Becker betonte Internalisie-rungsproblem: Ertragsmindernd wirken die Wahrscheinlichkeit der Abwanderung qualifizierter Mitarbeiter und erwartete qualifikationsbedingte Lohnsteigerungen. Bei bildender (qualifizierender und verantwortungsorientierter) Konzeption lassen sich jedoch auch Erträge Becker-genereller Qualifikationen mindestens teilweise internalisieren. Vgl. Ball, H.: Entscheidungskriterien, a.a.O., Kap. 3.

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  17. Zur Vermittelbarkeit von Prinzipien verantwortlichen Handelns im ökonomischen Bereich s. Wurdack, E., a.a.O., S. 331–37.

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  18. Neben dem in Fn. 13 umrissenen beobachteten Bildungshandeln der Unternehmungen sprechen hierfür viele Anmerkungen von Unternehmern und Vertretern der Arbeitgeberverände. Vgl. Wittwer, W., Weiterbildung im Betrieb. Darstellung und Analyse, München u. a. 1982, S. 26-43 und 106-123.

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  19. Der Geschäftserfolg typischer Markenunternehmungen wie Daimler Benz beruht wesentlich darauf, daß sie eine an Kundenwohl und Produktqualität orientierte Unternehmensphilosophie an ihre Mitarbeiter vermitteln konnten.

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  20. Verantwortliches Handeln der Mitarbeiter kann den kurzfristigen Interessen der Unternehmung diametral entgegenstehen. In der Hochzinsphase 1980/81 rieten verantwortlich handelnde Kun-denberater der Banken den Sparern, auf höher verzinsliche Anlageformen auszuweichen. Nicht alle Banken begünstigten diese kurzfristig gewinnmindernde, auf Vertrauensgewinn bei den Kunden zielende Strategie. EIII Läßt sich nicht schätzen, wenn die Unternehmung ihre Stellung zu solchen Konflikten nicht offenlegt.

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  21. Ganz allgemein ist exakt-quantitative Prognose von EII und EIII schwieriger als die von EI. Weniger exakte Schätzung beinhaltet jedoch — auch aus der Sicht der Kapitalgeber — einen kleineren Fehler als die Vernachlässigung solcher Ertragserwartungen. Ihrer Finanzierbarkeit am Kapitalmarkt kommt daneben ein geringeres Informationsgefälle als über EI entgegen: Vertrauenseffekte werden quasi durch außenstehende Partner gemacht. Sie lassen sich also von außen gut einschätzen.

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  22. Natürlich beinhalten auch diese Informationen Fakten über den Spielraum, den der Mitarbeiter im Umgang mit den Kunden besitzt. Sie lassen sich jedoch so global halten, daß den bei Informationen des Typs II spezifizierten Kosten nur geringe Relevanz zukommt.

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  23. Die kapital kostensenkende Wirkung dieser Strategie läßt sich exemplarisch verdeutlichen. Zu nennen ist etwa die Bewertung von Anleihen der Kreditanstalt für Wiederaufbau am Markt.

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Literatur

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  • Deutscher Industrie-und Handelstag (Hrsg.), Berufs-und Weiterbildung 1981/82. Die Berufs-und Weiterbildungsarbeit der Industrie-und Handelskammern, Bonn 1982.

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  • Franke, G. und H. Laux, Der Wert betriebswirtschaftlicher Informationen für Aktionäre, in: Neue Betriebswirtschaft, Jg. 23 (1970), S. 1–8.

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Wolfgang Ballwieser Karl-Heinz Berger

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© 1985 Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden

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Ball, H. (1985). Betriebliche Informationspolitik und die Finanzierung von Goodwillaktivitäten — Eine Analyse am Beispiel betrieblicher Bildungsinvestitionen. In: Ballwieser, W., Berger, KH. (eds) Information und Wirtschaftlichkeit. Gabler Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83516-1_11

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