Zusammenfassung
Haupterwerbsquelle in der modernen Gesellschaft ist die Arbeitsleistung im Rahmen eines Arbeitsverhältnisses. Das bedeutet, daß der Arbeitnehmer Marktpartner eines Arbeitgebers ist. Auch in der BRD sind von 10 Erwerbstätigen 8 Arbeitnehmer, deren Lebensschicksal wesentlich von den Vorgängen am Arbeitsmarkt abhängt. Die besondere gesellsdiaftlidie Bedeutung des Arbeitsmarktgeschehens ergibt sich aber nicht allein aus der großen Zahl der hiervon Betroffenen, zu der ja auch die Unterhaltspersonen zu rechnen sind. Am Arbeitsmarkt werden nicht Waren gehandelt, sondern Menschen in den arbeitsteiligen Wirtschaftsprozeß integriert. Dieser legt nicht allein ihren Tätigkeitsbereich fest, sondern ihre materielle Lebenslage, ihre diesbezügliche Interessenlage und in umfassenderem Sinne sogar ihre gesellschaftliche Stellung. Erwerbschancen sind zugleich Chancen, einen bestimmten sozialen Status zu stabilisieren und vielleicht durch Aufstieg zu verbessern. Man kann deshalb sagen, daß das Arbeitsmarktgeschehen geradezu konstitutiv für die Begründung der weitgehend nach dem Leistungs- und Erwerbsprinzip aufgebauten modernen Gesellschaft und für die in ihr ausgetragenen Spannungen ist. Es geht also am Arbeitsmarkt um die Integration des Menschen in das Wirschaftsleben und um die interessenorientierte Gestaltung von Lebenslagen1. Die Geschehnisse am Arbeitsmarkt lassen praktisch niemanden unberührt. In ihnen spiegelt sich das Lebensschicksal des überwiegenden Teils der Bevölkerung wider, und gleichzeitig betreffen sie das Leistungspotential der gesamten Volkswirtschaft.
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Anmerkungen
In seinem Aufsatz »Der Beruf als Indiz sozialer Integration« hat sich René König richtung-weisend mit der gesamtgesellschaftlichen Integration der Berufstätigkeit beschäftigt. Neudruck in: René König, Soziologische Orientierungen, Köln-Berlin 1965, S. 190–205.
Zur Differenzierung des Belohnungsaspekts vgl. insbes. Hansjürgen Daheim, Der Beruf in der modernen Gesellschaft, Köln-Berlin 1967, S. 194 ff.
Vgl. hierzu E. Willekey Von der raumgebundenen menschlichen Arbeitskraft. Eine qualitative Theorie des »Arbeitsmarktes«, Jena 1937.
Auf die »Autonomiestrategien« der Betriebe zur Verminderung ihrer Abhängigkeit vom Arbeitsmarkt haben kürzlich N. Altmann und G. Bechtle hingewiesen. Vgl. ihre Veröffentlichung: Betriebliche Herrschaftsstruktur und industrielle Gesellschaft, München 1971, S. 54 ff.
Zur Frage der kulturell vermittelten Berufsleitbilder vgl. Friedrich Fürstenberg, Soziale Werte im Berufsleben, in: Die deutsche Berufs- und Fachschule 66 (1970), S. 119–125.
Zu diesem in der Forschung behandelten Aspekt finden sich wichtige Angaben bei M. Blaug, M. Peston und A. Ziderman, The Utilization of Educated Manpower in Industry, London und Toronto 1967, Kap. VI.
Paul Lazarsfela, Jugend und Beruf, Jena 1931, S. 7.
Vgl. hierzu auch E. Menzel und Friedrich Fürstenberg, Die Freiheit der Berufswahl, Hannover 1967.
Vgl. H. Hofbauer, H. Kraft und H. Thiem, Über Ausbildungskombinationen und den Zusammenhang zwischen Ausbildung und Beruf bei männlichen Erwerbspersonen. Teil I: Methode und erste Ergebnisse. In: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 3 (1970), S. 173–211.
Vgl. hierzu Friedrich Fürstenberg, Die Mobilität der Arbeitskraft als Wachstumsfaktor, in: Schmollers Jahrbuch 87 (1967), S. 707–721.
Besonders gründlich wurden diese Aspekte in den Springfield- und Columbus-Studien von Gladys L. Palmer und ihren Mitarbeitern untersucht. Vgl. G. L. Palmer u. a., The Reluctant Job Changer. Studies in Work Attachment und Aspirations, Philadelphia 1965, sowie Hubertus Adebahr, Die Fluktuation der Arbeitskräfte, Berlin 1971.
Die Ergebnisse werden in einer Linzer Dissertation von B. Scheuringer, Die Berufsmobilität der Frauen, Linz 1972, dargestellt.
Vgl. hierzu auch Friedrich Fürstenberg, Probleme der Lohnstruktur, Tübingen 1958, sowie neuerdings Anton Burghardt, Soziale Determinanten der beruflichen Lohnstruktur, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 22 (1970), S. 670–692. Interessante Unterlagen bietet auch G. Brinkmann, Berufsausbildung und Arbeitseinkommen, Berlin 1967.
W. Baldamus, Der gerechte Lohn, Berlin 1960.
Eine theoretische Analyse des Machtaspekts auf verschiedenen Interaktionsebenen im Rahmen des Arbeitsmartkgeschehens habe ich in meinem Aufsatz versucht: Friedrich Fürstenberg, Die Machtstruktur der industriellen Arbeitsbeziehungen, in: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft 126 (1970), S. 309–323.
Eine theoretische Analyse im Zusammenhang mit einem Modell gesellschaftlicher Arbeitsteilung bietet Theodor Caplow, Soziologie der Arbeit, Meisenheim/Glan 1958.
Vgl. hierzu u. a. Otto Neuloh, Sozialisation und Schichtarbeit, in: Soziale Welt 15 (1964), S. 50–69.
Eine der gründlichsten Untersuchungen zu diesem Thema in letzter Zeit ist das Buch von S. Braun und J. Fuhrmann, Angestelltenmentalität, Neuwied-Berlin 1970.
R. Strasser, Rechtsordnung und Mobilität der Arbeitskraft. Veröffentlichungen des Österr. Instituts für Arbeitsmarktpolitik, Heft III, Linz 1969.
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Fürstenberg, F. (1973). Arbeitsmarktprobleme in soziologischer Sicht. In: Albrecht, G., Daheim, H., Sack, F. (eds) Soziologie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83511-6_29
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