Zusammenfassung
Die moderne Familie bietet Kindern so lange einen sicheren sozialen Status, wie ihre Eltern die persönlichen Beziehungen zueinander aufrechterhalten. Kinder aus geschiedenen Ehen stehen außerhalb der »konjugalen Familie« (Emile Durkheim1), bleiben aber beiden Eltern zugeordnet. Sie werden der Mutter oder dem Vater zugeteilt, der andere Elternteil erhält das Recht zum persönlichen Verkehr mit dem Kind. Diese Regelung kann, wie René König 2 und Carl Haffter 3 wiederholt hervorgehoben haben, zu erheblichen psychischen Schädigungen des Kindes führen. Die Gesellschaft und, ihr folgend, der Gesetzgeber und die Juristen halten gleichwohl daran fest, das Kind trotz Auflösung der Ehe an beide Eltern zu binden.
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Anmerkungen
Vgl. dazu René König, Soziologie der Familie, in: ders.,Hrsg., Handbuch der empirischen Sozialforschung, II. Band, Stuttgart 1969, S.172–305 (218 f.).
René König, Überorganisation der Familie als Gefährdung der seelischen Gesundheit, in: Maria Pfister-Ammende, Hrsg., Die Psychohygiene. Grundlagen und Ziele, Bern 1949, S. 130 bis 144 (140); ders., Soziologie der Familie, a. a.O., S. 281 f.
Carl Haff ter, Kinder aus geschiedenen Ehen, 2. Auflage Bern und Stuttgart 1960, passim (zuerst 1948 ).
Talcott Parsons, The Social Structure of the Family, in: Ruth Nanda Anshen, Hrsg., The Family: Its Function and Destiny, New York 1949, S. 173–201 (189–201).
Vgl. z. B. König, Soziologie der Familie, a. a.O., S. 211–219, zu den Forschungen über Kernfamilie und erweiterte Familie.
Zum römischen Recht vgl. E. Sachers, Potestas patria, in: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft, Neue Bearbeitung, hrsg. von Konrat Ziegler, 43. Halbband, Stuttgart 1953, Sp. 1046–1175 (1126–1129); Max Käser, Das römische Privatrecht, 1. Abschnitt, München 1955, S. 44–63, 290–297, 2. Abschnitt, München 1959, S. 141–146. Die Quellen sind zitiert nach: Corpus iuris civilis, Band I, Digesta, hrsg., von Theodor Mommsen und Paul Krüger, 16. Auflage Berlin 1954 (zitiert: Dig.); Band II, Codex Iustinianus, hrsg. von Paul Krüger, 13. Auflage Berlin 1963 (Cod.); Band III, Novellae, hrsg. von R. Schoell und G. Kroll,
Auflage Berlin 1954 (Nov.).
Vgl. Ulpian, Dig. 43, 10, 1,3; 3, 5.
Vgl. Cod. 5, 24, 1.
Vgl. Nov. 117, 7.
Zum germanischen und altdeutschen Recht siehe Rudolf Hübner, Grundzüge des deutschen Privatrechts, 5. Auflage Leipzig 1930, S. 697–705; Hermann Conrad, Deutsche Rechtsgeschichte, Band I, 2. Auflage Karlsruhe 1962, S. 39, 157.
Vgl. Conrad, Deutsche Rechtsgeschichte, a. a.O., S. 407; L. R. v. Salis, Beitrag zur Geschichte der väterlichen Gewalt nach altfranzösischem Recht, in: Zeitschrift der Savigny-Stif- tung für Rechtsgeschichte, Germanistische Abteilung, 7 (1887), S. 137–204; Eugen Huber, System und Geschichte des schweizerischen Privatrechtes, 4. Band, Basel 1893, S. 486–488.
Vgl. Maurice Marthaler, Le droit de visite des parents séparés de leurs enfants en Suisse, en France et en Allemagne, Neuchätel 1963, passim.
Vgl. Michel de Juglart, in: Henri, Léon und Jean Mazeaud, Hrsg., Leçons de droit civil, Teil I, 4. Auflage, 2. Band, Paris 1967, S. 508 f., 796 f. Eine Schilderung der Beziehungen zwischen geschiedenen Eltern und ihren Kindern auf Grund einer Leserumfrage findet sich bei Jeanne Délais y Le dossier des enfants du divorce, Paris 1967.
Zu den früheren Schweizer Rechten siehe Eugen Huber, System…, a. a.O., 1. Band, Basel 1886, S. 219–226; Jos. Willwoll, Die Nebenfolgen der Ehescheidung nach schweizerischem Recht unter Berücksichtigung der Gesetzgebungen von Frankreich, Deutschland, Österreich und Italien und des Vorentwurfes für ein Schweiz. Civilgesetzbuch, Diss. jur. Bern 1902, S. 79–86.
Das ausländische Recht ist dargestellt bei Alexander Bergmann und Murad Feridy Inter-nationales Ehe- und Kindschaftsrecht, 3. Aufl. Frankfurt am Main 1957 ff. Das neue italienische Scheidungsgesetz (Art. 11) datiert vom 1. 12. 1970.
Vgl. Marthaler, Le droit…, a. a.O., S. 50–57; Julius Schwoerer, Kindeswohl und Kindeswille, in: Neue Juristische Wochenschrift 17 (1964), S. 5–8 (8).
Vgl. Julius Schwoerer, in: J. v. Staudingers Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) mit Einführungsgesetz und Nebengesetzen, IV. Band, Teil 3a, 10./11. Aufl. Berlin 1966, Randnummer 61 zu § 1634 BGB.
Vgl. Marthaler, a. a.O., S. 52; Schwoerer, in: Staudingers Kommentar, a. a.O., Randnummer 61 zu § 1634 BGB.
Vgl. Motive zu dem Entwürfe eines Bürgerlichen Gesetzbuches für das Deutsche Reich, Band IV, Berlin und Leipzig 1888, S. 624 f.
Entscheidung des Kassationsgerichts des Kantons Zürich vom 26. 11. 1968, in: Schweize-rische Juristen-Zeitung 65 (1969), S. 224 f.
Siehe dazu Wolfram Müller-Freienfelss Der Einfluß der Schuldigerklärung auf die Regelung der elterlichen Gewalt, Abschnitte III und IV, in: Juristenzeitung, Jahrgang 1959, S. 396–401.
Vgl. A. L. Reyscheri Das gemeine und württembergische Privatrecht, 3. Band, Tübingen 1848, S. 109; H. O. Lehmann, Familienrecht, in: Otto Stohbe, Hrsg., Handbuch des deutschen Privatrechts, 4. Band, 3. Aufl. Berlin 1900, S. 387 f.
Vgl. u. a. Eherechtskommission beim Bundesministerium der Justizy Vorschläge zur Reform des Ehescheidungsrechts und des Unterhaltsrechts nach der Ehescheidung, Bielefeld 1970, S. 20; Ständige Deputation des Deutschen Juristentages, Hrsg., Verhandlungen des 48. Deutschen Juristentages, Band II, Teil M, München 1970, S. 184.
Siehe dazu die Kontroverse zwischen Reinhart Lempp aus jugendpsychiatrischer und Julius Schwoerer aus juristischer Sicht in der Neuen Juristischen Wochenschrift (NJW): Lempp, Das Wohl des Kindes in §§ 1666 und 1671 BGB, in: NJW 16 (1963), S. 1659–1662; Schwoerer, Kindeswohl und Kindeswille, in: NJW 17 (1964), S. 5–8; Lempp, Noch einmal: Kindeswohl und Kindeswille, in: NJW 17 (1964), S. 440 f.
Vgl. Hedwig Maier-Reimery Empfiehlt es sich, Gründe und Folgen der Ehescheidung neu zu regeln?, Gutachten, in: Ständige Deputation des Deutschen Juristentages, Hrsg., Verhandlungen des 48. Deutschen Juristentages, Band I, Teil A, München 1970, S. 65.
Vgl. Arno Prietzel, Geschiedene Ehegatten und ihre gemeinsamen minderjährigen Kinder, Diss. jur. Freie Universität Berlin 1952, S. 53.
Dies ergaben Anfragen des Verfassers beim Amtsgericht Bern und beim Bezirksgericht Zürich.
Vgl. Prietzel, a. a.O., S. 133.
Die Schweizer Zahlen sind errechnet aus den Tabellen Nr. 102 und 215 der Ehescheidungs-statistik, die das Eidgenössische Statistische Amt, Bern, freundlicherweise zur Verfügung stellte. Für die Jahre 1934–46 sind Ergebnisse mitgeteilt in: Bevölkerungsbewegung in der Schweiz 1945–1948, Text, Statistische Quellenwerke der Schweiz, Heft 224, hrsg. vom Eidgenössischen Statistischen Amt, Bern 1951, S. 43 f.
Vgl. Prietzel, a. a.O., S. 46, 50.
Vgl. William J. Goode, Women in Divorce, New York und London 1965, S. 311 (Erstausgabe: After Divorce, New York 1956 ).
Vgl. Edwin A. Robson, in: Conference on Divorce, Conference Series, Nr. 9, Chicago 1952, S. 4; zitiert nach Goode, a. a.O., S. 312.
Vgl. hierzu die Zahlen in den Rechenschaftsberichten des Obergerichts für den Kanton Zürich über die Jahre 1943–69, Ehescheidungsstatistik, Tabelle Nebenfolgen.
Vgl. Statistisches Jahrbuch der Schweiz 1961, S. 51.
Der genaue Kinderanteil des Mannes liegt geringfügig über den angegebenen Werten. Diese sind aus der Tabelle 215 (Kantone) erredinet, die nur die Kinderzuteilung auf der Basis von Ehen enthält. Soweit die Kinder zwischen den Eltern aufgeteilt wurden, sind sie je zur Hälfte dem Mann und der Frau zugerechnet. Dieses Verhältnis entspricht fast genau der durchschnittlichen Aufteilung der betreffenden Kinder in der Schweiz laut Tabelle 102. Für die vorliegende Zusammenstellung sind unberücksichtigt geblieben die Kinder, die zwischen Mann und Vor-mundschaftsbehörde sowie zwischen Mann, Frau und Vormundschaftsbehörde aufgeteilt wurden. Hier beträgt der Anteil des Mannes für die gesamte Schweiz 0,2 Prozent aller Kinder.
Vgl. Eugen Lupri, Gesellschaftliche Differenzierung und familiale Autorität, in: Günther Lüschen und Eugen Lupri, Hrsg., Soziologie der Familie, Sonderheft 14 (1970) der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Köln-Opladen 1970, S. 323–352, hier S. 329, Tabelle 2.
Vgl. Eugen Lupri, Gesellschaftliche Differenzierung…, a. a.O., S. 335 (Tabelle 4), S. 329 (Tabelle 2).
Als erwerbstätig gilt eine Frau, wenn in den Akten die Erwerbstätigkeit oder ein Beruf angegeben ist. Bei fehlender Angabe wurde Hausfrau verschlüsselt.
Vgl. René König, Soziologie der Familie, a. a.O., S. 211–19.
Vgl. Lempp, Das Wohl des Kindes in §§ 1666 und 1671 BGB, a. a.O., S. 1659, ders. y Nodi einmal: Kindeswohl und Kindeswille, a. a.O., S. 440. Anderer Ansicht Schwoerer, Kindeswohl und Kindeswille, a. a.O., S. 5 f.
Vgl. u. a. Schwoerer, in: Staudingers Kommentar, a. a.O., Randnummer 88 zu § 1671 BGB, mit Nachweisen.
Vgl. William /. Goode, Women in Divorce…, a. a.O., S. 314.
Siehe dazu oben S. 422.
Vgl. Schwoerer, in: Staudingers Kommentar, a. a.O., Randnummer 61 zu § 1634 BGB.
Vgl. Schwoerery in: Staudingers Kommentar, a. a.O., Randnummern 75 f., 79 zu § 1671 BGB; Horst Göppinger, Vereinbarungen anläßlich der Ehescheidung, München 1969, Randnummern 307, 310.
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Jülkenbeck, H. (1973). Die Regelung des Sorge- und Verkehrsrechts über Kinder aus geschiedenen Ehen. In: Albrecht, G., Daheim, H., Sack, F. (eds) Soziologie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83511-6_25
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