Zusammenfassung
In Berlin kann man “apokalyptisches Rugby” spielen. “Apokalypse Rau” in Nordrhein-Westfalen schreibt die Süddeutsche Zeitung, “Apokalypse und Paradies” an der Barentssee liest man im Reiseteil der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und “Apokalypse in der Heide” steht im Focus über den ICE-Unfall von Eschede; an anderer Stelle wird BSE als “apokalyptisches Szenario” empfunden, und eine junge amerikanische Autorin will nur noch über die “oncoming apocalypse in my brain” sprechen.4
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Literatur
Berliner Zeitung v. 21.8.1998, Süddeutsche Zeitung v. 3.7.1997, S. 3; Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 8.12.1997, S. 13; Focus Nr. 24/1998, S. 7; Anzeige des Verlages Hoffmann und Campe; Wurtzel, Elizabeth: Prozac Nation: Young and depressed in America. A memoir. Boston 1994, S. 60.
Der Duden von 1980, S. 121, erklärt Apokalypse mit „Unheil, Schrecken“.
Menge-Güthling - Enzyklopädisches Wörterbuch der griechischen und deutschen Sprache, Bd. 1: Griechisch-Deutsch, Berlin 1962 (17. Aufl. ), S. 90.
Horkheimer, Max/Adorno, Theodor W.: Dialektik der Aufklärung (1947), Frankfurt am Main 1988, darin vor allem: Der Begriff der Aufklärung, S. 9–49.
Zur Nähe von Apokalypse und Mythos vgl. Drewermann, Eugen: Tiefenpsychologie und Exegese, Bd. 2: Die Wahrheit der Werke und der Worte, Olten/Freiburg im Breisgau 1985, S. 473.
Kuon, Peter: Apokalypse und Abenteuer. Zur Trivialisierung apokalyptischer Rede in Robert Merles Roman Malevil oder die Bombe ist gefallen“, in: Grimm, Gunter E./Faulstich, Werner/ders. (Hg.): Apokalypse. Weltuntergangsvisionen in der Literatur des 20. Jahrhunderts, Frankfurt am Main 1986, S. 111.
Balthasar, Hans Urs von: Die Apokalypse der deutschen Seele, Bd. 1, Salzburg/Leipzig 1937, S. 5.
Joachim Metzner entwickelt in “Persönlichkeitszerstörung und Weltuntergang. Das Verhältnis von Wahnbildung und literarischer Imagination“ (Tübingen 1976) eine Apokalypsetheorie für die Literatur. Dabei geht es ihm um die strukturelle Ähnlichkeit von Psychose (einer einzelnen Person) und Apokalypse (der Welt). Siehe dazu auch Kap 2.4. In Abgrenzung dazu, aber ohne die enge Verbindung von Ich-Zerfall und imaginierter Weltzerstörung gering schätzen zu wollen, soll meine Definition von Apokalypse immer auch einen Bezug zur allgemeinen Situation oder Befindlichkeit umschließen.
Vgl. Kap. 3.2. Während der Zeit der Propheten erwarteten die Juden ihren eigenen Messias, in den späteren Apokalypsen vermischen sich nationale und universale Elemente, vgl. dazu Koch, Klaus: Ratlos vor der Apokalyptik, Gütersloh 1970, S. 26: “Am kommenden Heil werden auch Angehörige anderer Völker teilhaben. In jeder Apokalypse äußert sich die Sorge um die gesamte Menschheit, wenngleich sie im einzelnen nicht leicht gegen das besondere Heil Israels (Chrw(133)) abzugrenzen ist.”
Drewermann, Eugen: Tiefenpsychologie und Exegese, Band II: Die Wahrheit der Werke und Worte, 01ten/Freiburg im Breisgau 1985, S. 440.
Über den Zusammenhang von psychischen Zusammenbrüchen und Vorstellung von Weltuntergang vgl. Metzner, Joachim,Tübingen 1976.
Blumenberg, Hans: Schiffbruch mit Zuschauer. Paradigma einer Daseinsmetapher, Frankfurt am Main 1979
Körtner, Ulrich H.J.: Weltangst und Weltende. Eine theologische Interpretation der Apokalyptik, Göttingen
Spengler, Oswald: Der Untergangs des Abendlandes (1923), München 1991, S. 107.
Jonas, Hans: Gnosis und spätantiker Geist, Göttingen 1954; vgl. auch Könner,S. 90.
Eco, Umberto: Semiotik. Entwurf einer Theorie der Zeichen (1976), München 1987, S. 38. Vgl. auch ebd. S. 23. Die klassische (vorsemiotische) Definition des Begriffs Zeichen,die antike Formel des “aliquid stat pro ali-quo”, machte keinen Unterschied zwischen kulturell festgelegten Zeichen und anderen Phänomenen, aus denen eine Information abgelesen werden kann, wie etwa Spuren im Sand oder den Symptomen einer Krankheit, die hier als Anzeichen bezeichnet werden.
Eco, Umberto: I limiti dell’interpretazione, Mailand 1990, S. 41 ff.
Eine direkte historische Verbindung über die inhaltlichen Ähnlichkeiten hinaus könnte über die Gnosis laufen, die der Hermetismus beeinflußt hat. Hans JONAS blendet in ”Gnosis und spätantiker Geist“, Göttingen 1964, die Apokalypsen aus, Körtner spricht dagegen von “auffälligen Paralellen” ( S. 53). Ebenso Bultmann, Rudolf (1941): Neues Testament und Mythologie, München 1985, S. 28 f.
Baudrillard, Jean: Der symbolische Tausch und der Tod (1976), München 1991, S. 18.
Der Begriff Regression stammt aus der analytischen Psychologie. Hartmut Heuermann hat ihn auf die Kulturwissenschaft angewendet und definiert ihn als “Tendenz im Seelenleben der Menschen, die darin besteht, sich unter bestimmten Umständen aus der aktuellen Befindlichkeit des Lebens und problematischer Lebenserfahrungen auf eine frühere, weniger komplexe, vermeintlich befriedigendere Stufe zurückzuziehen, um auf diese Weise stark empfundenen Realitäts-und Leidensdruck aufzuheben oder zu mindern”. Vgl. Heuermann, Hartmut: Medienkultur und Mythen. Regressive Tendenzen im Fortschritt der Moderne, Reinbek bei Hamburg 1994, S. 15.
Vgl. Mummendey, Amélie: Aggressives Verhalten, in: Thomae, Hans (Hg.): Enzyklopädie der Psychologie, Psychologie der Motive, Göttingen/Toronto/Zürich 1990, S. 393 ff.
Der regressive Wunsch nach ausgleichender Gerechtigkeit durch die Vernichtung der anderen, der Gegner spielt auch bei der christlichen Vorstellung der Hölle eine Rolle. Vgl. Minois, Georges: Die Hölle. Zur Geschichte einer Fiktion (1991), München 1996, S. 125: “Aus dieser ungeheuren Frustration (über die auferlegten Beschränkungen des Christentums, T.B.) erwächst das Streben nach der Vernichtung des anderen, eben dessen, der sich in diesem Leben bestätigen konnte.”
Die Weltuntergangsvision eines Verrückten ist sehr anschaulich nachzulesen in Sibylle Lewitscharoffs Roman Pong (Berlin 1998), in dem sich der Protagonist Pong “in der Pflicht (fühlt), das Land zu entvölkern” (S. 28 ff.).
Freud, Sigmund: Psychoanalytische Bemerkungen über einen autobiographisch beschriebenen Fall von Paranoia (Dementia paranoides), in: Gesammelte Werke VIII, London 1955 (3. Aufl.), S. 239–320. Drewermann, Eugen,S. 480.
Sloterdijk, Peter: Wieviel Katastrophe braucht der Mensch? In: Psychologie heute (Hg.): Wieviel Katastrophe braucht der Mensch, Weinheim/Basel 1987, S. 56.
Dazu Van der Meer, Frits: Apokalypse. Die Visionen des Johannes in der europäischen Kunst, Freiburg/Basel/Wien 1978 und Schiller, Gertrud: Ikonographie der christlichen Kunst, Bd. 5: Die Apokalypse der Johannes, Gütersloh 1990.
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Busse, T. (2000). Was ist Apokalypse?. In: Weltuntergang als Erlebnis. DUV Sozialwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83453-9_2
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