Zusammenfassung
Die beiden Weltkriege offenbarten die mörderischen Seiten der Technik; sie zeigten auch die düstere, unausweichliche Seite des technischen Fortschritts, denn die meisten technischen Innovationen sind auch als Waffen, Kriegsmaterialien oder Transportsysteme zu gebrauchen. In den Weltkriegen wurde durch den Einsatz von fernwirkenden Waffen der Kampf anonym. Der Gegner wurde unkenntlich, ja unsichtbar. Kein Mitleid, kein Haß trat mehr in das Bewußtsein beim Töten; die Toten wurden zu statistischen Größen bei den Erfolgsmeldungen. Ernst Jünger beschreibt dieses Sterben anhand des berühmten Angriffs der Kriegsfreiwilligen-Regimenter bei Langemarck. Dieses Ereignis hat weniger kriegs- als geistesgeschichtliche Bedeutung, weil es die Frage stellt, welche Haltung in dieser Zeit und in diesem Raum überhaupt möglich ist:
„Freier Wille; Bildung, Begeisterung und der Rausch der Todesverachtung reichen nicht zu, die Schwerkraft der wenigen hundert Meter zu überwinden, auf denen der Zauber des mechanischen Todes regiert. ...So ergibt sich das einzigartige, wahrhaft gespenstische Bild eines Sterbens im Raume der reinen Idee, eines Untergangs, bei dem, wie in einem bösen Traum, selbst die absolute Anstrengung des Willens einen dämonischen Widerstand nicht zu erzwingen vermag. ... Das Hemmnis, das hier auch dem Schlage des kühnsten Herzens Einhalt gebietet, ist nicht der Mensch in einer qualitativ überlegenen Tätigkeit — es ist das Auftreten eines neuen, furchtbaren Prinzips, das als Verneinung erscheint. ... Empfindungen des Herzens und die Systeme des Geistes sind widerlegbar, während ein Gegenstand unwiderlegbar ist — und ein solcher Gegenstand ist das Maschinengewehr.“ (Jünger, 1982, S. 109 f.)
So ist des Menschen Treiben: heute sprießen Der Hoffnung zarte Knospen, morgen blühn sie Und kleiden ihn in dichten Blumenschmuck: Und übermorgen, tödlich, kommt ein Frost; Und wenn er wähnt, der gute sichre Mann, Die Größe reife — nagt ihm der die Wurzel Und fälle ihn so wie mich.
William Shakespeare, König Heinrich VIII.
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Holeschak, W. (2000). Technik in Vor- und Nachkriegszeiten. In: Vertrauen durch Partizipation. DUV Sozialwissenschaft, vol 1. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83452-2_4
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