Zusammenfassung
Die westliche Industriegesellschaft hat seit den 60er Jahren unseres Jahrhunderts erstmals einen relativen hohen Wohlstand, soziale Sicherheiten und politische Grundrechte erreicht — all das, was immer einen Teil der sozialen Utopie ausgemacht hat. Aber zugleich ist diese Ordnung auch fragil; sie bietet nicht die Sicherheiten der traditionellen Gesellschaftsordnung: Verlust des Arbeitsplatzes, Ehescheidung und nach wie vor auch Krankheiten sind Falltüren, durch die der Betroffene plötzlich abstürzen kann; nicht ins Bodenlose, davor bewahrt ihn in einer entwickelten Zivilisation das soziale Netz oder Versicherungen gegen die Fährnisse des Lebens, aber doch an den Rand dieser Gesellschaft. Hinter der Fassade der Sicherheit steht also gleichwohl die Erfahrung dieser Fährnisse oder die Angst davor. Und mancher ist schnell bereit, dafür einen Sündenbock zu finden: die am Wachstum orientierte Industriekultur. In traditionellen Gesellschaften war es eine wesentliche Aufgabe der Kultur gewesen, alles möglichst beständig, ruhig und unveränderlich zu erhalten. Deshalb beklagen die Kritiker, die Kontinuität der Industriekultur liege im steten Wandel und in der Veränderung. Erinnert sei an die Ergebnisse der Meinungsumfragen zum Tempo der Veränderungen: einer Mehrheit geht alles zu schnell, die Menschen fühlen sich bedrängt und das erzeugt Besorgnisse und Ängste. Heutzutage sollten Kultur und Tradition einen andersartigen intellektuellen und gesellschaftlichen Zweck haben: Es sollte ihre Aufgabe sein, die Menschen dazu zu bringen, lebenswichtigen Verhaltensweisen für den Wandel einzuüben.
Und ist Zivilisation etwas anderes als die Fähigkeit, Dinge zu gebrauchen, die sich andere ausgedacht haben?
Karel Capek
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Holeschak, W. (2000). Abschließende Bemerkungen. In: Vertrauen durch Partizipation. DUV Sozialwissenschaft, vol 1. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83452-2_10
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-83452-2_10
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