Das Leitbild von der „Wachsenden Stadt“ — genial oder fatal?

Zusammenfassung

Der vorliegende Beitrag hat sich zum Ziel gesetzt, das Konzept des Hamburgischen Senat zur „Wachsenden Stadt“ vor dem Hintergrund der in den letzten Jahren wieder aufgeflammten Leitbild-Debatte in der deutschen Planerwelt zu reflektieren und in Beziehung zu setzen mit anderen Versuchen, über ein gesamtstädtisches Konzept Wachstum zu erzeugen, zu stimulieren oder zu „verordnen“. Dazu wird insbesondere diskutiert, welche Wirkungen Leitbildern in der Stadtentwicklungspolitik heute zukommen. Die im Titel dieses Beitrags enthaltene Unterstellung, es handle sich unter Umständen sogar um ein geniales Leitbild, wird die zahlreichen Kritiker des Ansatzes vielleicht zu einem Aufschrei veranlassen. Dennoch wird im Folgenden begründet werden, warum es unter gewissen Kriterien — nämlich genau denen, die üblicherweise an die Wirkungsweise von Leitbildern angelegt werden — tatsächlich als beachtlich angesehen werden muss. Damit wird aber noch kein Bekenntnis für oder gegen die enthaltenden stadtentwicklungspolitischen Positionen ausgedrückt. Die Trennung zwischen stadtentwicklungspolitischer Einschätzung des Konzepts und seiner strategischen Funktion wird hier ganz bewusst gemacht. Sie weist darauf hin, wie problematisch die häufig zu beobachtende Verquickung von Bewertungskriterien für planerisches Handeln durch Beobachter ist. Diese betrachten die mobilisierende und damit tendenziell Verfahrensblockaden überwindende Funktion von Leitbildern mit Faszination - die dann bisweilen zum Selbstzweck wird. Nichtsdestoweniger - oder gerade wegen dieser Faszination — werden Leitbilder in ihrer Wirkung überschätzt.