Zusammenfassung
Nicht nur der unaufhaltsam fortschreitende ökonomische Verfall zermürbte im Sommer 1989 die SED-Führung. Auf Initiative der sowjetischen Führung brachen die Staaten des Warschauer Paktes im Juli 1989 auf der Tagung des Politisch-Beratenden Ausschusses (PBA) in Bukarest in einem offiziellen Dokument mit dem Superioritäts- und Hegemonieanspruch der Sowjetunion und damit auch mit der Panzerphilosophie der begrenzten Souveränität der Mitgliedsstaaten („Breschnew-Doktrin“). Im Kommuniqué der Tagung bekundeten die Partei- und Staatsführer der Ostblock-Länder, daß es „keinerlei universelle Sozialismus-Modelle“ gebe und „niemand das Monopol auf die Wahrheit“ besitze. Sie unterstrichen die Notwendigkeit, die Beziehungen untereinander „auf der Grundlage der Gleichheit, Unabhängigkeit und des Rechtes eines jeden, selbständig seine eigene politische Linie, Strategie, und Taktik ohne Einmischung von außen auszuarbeiten, zu entwickeln.“1 Die Befreiung von sowjetischer Bevormundung, das Recht auf Selbstbestimmung und Unabhängigkeit bürdete den „befreundeten Staaten“ indes eine schwere Last auf: Entfiel die sowjetische Bestandsgarantie für die kommunistischen Regime, so waren diese vor die Aufgabe gestellt, ihre Herrschaft fortan mit eigenen Mitteln vor ihren Völkern zu legitimieren.
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© 1999 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen/Wiesbaden
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Hertle, HH. (1999). Vor dem Zusammenbruch der DDR: Szenen des Verfalls. In: Der Fall der Mauer. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83392-1_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-83392-1_3
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-32927-7
Online ISBN: 978-3-322-83392-1
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