Zusammenfassung
Der Befund ist eindeutig: Der politische Diskurs in der Bundesrepublik Deutschland hat sich in den vergangenen Jahrzehnten vom Vollbeschäftigungsziel verabschiedet (Lantzsch 1999; Bleses/Rose 1998: 228f.; Vobruba 1998: 33). Zumindest auf den ersten Blick haben die Gewerkschaften diesem (nicht nur begrifflichen) Trend widerstanden. Insbesondere das Grundsatzprogramm des 1 DGB aus dem Jahre 1996 zeigt klar: Die Gewerkschaften wollen Vollbeschäftigung (DGB 1996a: 9, 16, 17). Und das hat seinen Grund. Denn Vollbeschäftigung kann als das soziale Leitbild der Gewerkschaften gelten. Erwerbsarbeit fungiert als die zentrale Instanz der gesellschaftlichen Teilhabe für Männer und Frauen. Über sie vermittelt sich nicht nur Einkommen, sondern auch soziale Sicherheit auf gehobenem Niveau, Lebenssinn und soziale Beziehungen (DGB 1996a, z.B. 8f.). Arbeitslosigkeit, insbesondere Dauer- und Massenarbeitslosigkeit, stellt deshalb aufgrund der damit verbundenen zeitweisen oder auch dauerhaften Ausschließung gesellschaftlicher Gruppen aus der Integrationsinstanz ‚Erwerbsarbeit‘ den Inbegriff des ‚Unsozialen‘ dar (vgl. auch DGB 1996c: 2). In diesem Sinne hat sich die Gewerkschaftsposition auch nach über einem Vierteljahrhundert andauernder Massenarbeitslosigkeit nicht verändert (vgl. etwa DGB 1994, 1977). Natürlich soll die Erwerbsarbeit nach Ansicht der Gewerkschaften möglichst noch weitere Kriterien erfüllen: Die Arbeit soll selbstbestimmt sein; man soll im Betrieb mitbestimmen können; die Arbeit soll arbeitsrechtlich erfasst und sozialversicherungspflichtig sein.
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Bleses, P., Vetterlein, A. (2002). Ein ‚neuer Typ‘ von Vollbeschäftigung? Die Position der Gewerkschaften. In: Gewerkschaften ohne Vollbeschäftigung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83378-5_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-83378-5_4
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-13854-1
Online ISBN: 978-3-322-83378-5
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