Zusammenfassung
‚Die‘ Literaturkritik ist ein zu weites Feld, um in gebotener Kürze vermessen werden zu können. Daher sind Beschränkungen notwendig. Es findet keine historische Grundlegung der auf die Gegenwart bezogenen Ausführungen statt (vgl. Barher 1990; Hohendahl 1985). Nur gestreift wird die — umstrittene — Wirkung, die Literaturkritik haben kann.’ Ausgeklammert bleiben daher die wirtschaftliche Bedeutung (für den Buchverkauf) und die kognitiven Prozesse (Bestätigung oder Korrektur von Meinungen), die sie auslösen kann. Zunächst soll das Selbst- und Fremdbild der Literaturkritik kurz skizziert werden, um dann ein Modell für ein neues Verständnis des Begriffs und letztlich der Funktionen zu entwickeln. Auch dies kann nur skizzenhaft geschehen. Die Ziele sind,
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Denkanstöße zu geben, wie die weitgehend als unbefriedigend empfundene Situation der bundesdeutschen Literaturkritik verbessert werden könnte,
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und darüber hinaus nach dem Grenzbereich, nach den gemeinsamen Schnittmengen von Literaturkritik und Literatur zu fragen.
Die Unberufenen Tadeln ist leicht, erschaffen so schwer; ihr Tadler des Schwachen, Habt ihr das Treffliche denn auch zu belohnen ein Herz?
Schiller/Goethe: Tabulae Votivae (Schiller 1987: 314)
Soeben ist mir der Gedanke gekommen, daß in der Harmonie meines künstlerischen Schaffens eine Lücke klafft. Ich schreibe mir meine Stücke selbst, ich inszeniere und spiele sie selbst, warum bei allen Heiligen, schreibe ich mir nicht auch meine Kritiken selbst?
Curt Goetz: Selbst-Kritik (Goetz/Martens 1981: 474)
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Literatur
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Neuhaus, S. (2003). Vom Sinn und Unsinn der Literaturkritik. In: Blöbaum, B., Neuhaus, S. (eds) Literatur und Journalismus. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83377-8_4
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