Zusammenfassung
In den vorangegangenen Kapiteln ist deutlich geworden, auf welche Weise Musikindustrie und Musikfernsehen in einem engen Geflecht aus wechselseitigen Beziehungen und Abhängigkeiten agieren. Die Musikindustrie liefert einen Großteil des Inhalts der Musikkanäle, während das Musikfernsehen als bedeutendes Marketinginstrument für die Tonträgerprodukte dient. Entscheidend ist dabei die Interdependenz beider Märkte: Bei den Musikvideos handelt es sich zwar faktisch um Werbeträger der Tonträgerindustrie, dies wird von den Rezipienten jedoch nicht so empfunden. Vielmehr betrachtet der Konsument die vor allem aus Videoclips bestehenden Programme des Musikfernsehens als eigenständige Produkte, die nicht mehr nur als Fenster zur Popmusik fungieren, sondern einen Wert an sich haben und Musik-TV als eigenständiges Medium neben den Tonträgern etabliere konnten.1
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Literatur
Vgl. Blame, Steve (1997): Programmstruktur und Zielpublikum. In: Moser, Rolf; Scheuermann
Andreas (Hrg.) (1997): Handbuch der Musikwirtschaft. 4. vollst. überarb. Aufl. München. S. 335–343. S. 338.
So werden häufig ganze Sendungen als Werbeformat genutzt. Viva zum Beispiel schloss für folgende Formate Sonderwerbeverträge: „McClip Call“ (McDonald’s), „World of Bits” (Bitburger), „Club Rotation“ (Berentzen), „Mixery Raw Deluxe” (Carlsberg/Mixery), „Fast Forward“ (Karstadt), „Ritmo- (Bacardi) „Alles Pocher oder was?” (Müller Milch).
Vgl. Bredow, Rafaela von (2001): Filmvertrieb. Horrorfrei Haus. In: Der Spiegel 12/2001. S. 170172. Siehe auch Zuger, Sebastian (2002): Nach MP3: Im Internet grassiert nun das Filmfieber. In: Kölner Stadt-Anzeiger vom 03.01.2002. S. 18. Vgl. außerdem Virtel, Martin (2001): Weitere Klage gegen Raubkopien im Netz. Auch Filmstudios gehen gegen Online-Piraten vor. In: Financial Times Deutschland vom 05.10. 2001. S. 5.
Aus diesem Grund wurde auch das Format „Fast Forward“ im Rahmen der „Abwicklung” von Viva 2 in das Hauptprogramm integriert. Gurks Hinweis, Popmusik sei ein „privilegiertes Erkenntnismedium, das zwar nach kapitalistischen Imperativen funktioniert, aber dennoch subversive Qualitäten besitzt, welche die Gesetzmäßigkeiten der reinen Kapitalakkumulation überschreiten“, verdeutlicht die Paradoxie der Tonträgerwirtschaft als identitätsstiftende Institution fur Jugendliche, da ihre Produktionsbedingungen u.U. im Widerspruch zu dem stehen, was ihre Inhalte propagieren; vgl. Gurk, Christoph (1997): Wem gehört die Popmusik? In: Holert, Tom; Terkessidis, Mark (Hrg.) (1997): Mainstream der Minderheiten. Pop in der Kontrollgesellschaft. 2. Auflage. Berlin. S. 21.
Vgl. Ferchhoff, Wilfried; Neubauer, Georg (Hrg.) (1997): Patchwork-Jugend. Eine Einführung in postmoderne Sichtweisen. Opladen.
Beck, Ulrich (1986): Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. I. Auflage. Frankfurt a.M. S. 305.
MTV plant zurzeit gemeinsam mit dem Viacom-Kanal Showtime ein eigenes Abonnement-Programm für Homosexuelle. Vgl. Gelinsky, Katja (2002): Neue Ufer. Die Szene ist begeistert: MTV plant Sender für Homosexuelle. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 15.01. 2002. S. 47.
Vgl. Viva Plus (2002): Viva Plus startet neue interaktive Anzeigenkampagne „You Decide’. Pressemitteilung vom 28. 03. 2002.
So negativ diese Formen des Politainment in der Mediengesellschaft auf den ersten Blick auch anmuten mögen, so muss zumindest eingeräumt werden, dass auf diese Art auch Menschen an die Politik herangeführt werden können, die ansonsten wenig Interesse für politische Themen zeigen. Vgl. Dörner, Andreas (2001):Politik in der medialen Erlebnisgesellschaft. Frankfurt a.M. S. 115–117.
Seit April 2002 berichtet z.B. Viva Plus regelmäßig über aktuelle Kinofilme, und montags diskutieren Prominente über Sport-Themen (Schwerpunkt: Fußball). Außerdem startete Viva die Doku-Soap „Nicodrom“ über den 16-jährigen Rennfahrer Nico Rosberg, den Sohn des ehemaligen Formel-EinsFahrers Keke Rosberg.
Aktuelles Beispiel ist die Serie „Die Osbournes“ von MTV, die Ende April erstmals auch im deutschen MTV-Programm ausgestrahlt wurde (mittwochs, 11.30–12.00 Uhr) und inzwischen zur erfolgreichsten Sendung in der Geschichte des Musikkanals avancierte. Dabei wird das Familienleben des Hard-Rock-Stars Ozzy Osbourne dokumentiert. Vgl. Schön, Gerti (2002): Bleeeeeeep. In: Frankfurter Rundschau vom 24.04.2002. S. 21. Siehe außerdem Kreye, Andrian (2001): Lola pennt. In: Süddeutsche Zeitung vom 25.04.2002.S. 31.
Vgl. N.N. (2000): Fragen über Fragen. Der Bundestag redet über Popmusik. In: Süddeutsche Zeitung vom 14.10. 2000. S. 1
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Kurp, M., Hauschild, C., Wiese, K. (2002). Zusammenfassung und Ausblick. In: Musikfernsehen in Deutschland. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83374-7_8
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