Zusammenfassung
Im Januar 1998 entschied sich der Parteitag von Bündnis’90/Die Grünen1 in Nordrhein-Westfalen trotz der im Dezember 1997 durch den Wirtschaftsminister erteilten Genehmigung des Rahmenbetriebsplans für den Braunkohlentagebau Garzweiler II mit knapper Mehrheit für die Fortsetzung der rot-grünen Koalition. Die grüne Umweltministerin und die Befürworter der Koalition in der Landtagsfraktion und im Landesvorstand erreichten damit eine Abkehr des Parteitages von den Beschlüssen vorheriger Parteitage der Grünen. In der SPD gab es nur eine kleine Minderheit, die den Tagebau nicht befürwortete und infolgedessen unter erheblichem Druck der Partei- und der Fraktionsführung stand. Darüber hinaus brachte die neue Koalition nach langer Alleinregierung der SPD veränderte Loyalitätskonflikte und Machtverhältnisse mit sich.
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Literatur
Seit Januar 1993 heißt die Partei „Die Grünen“ offiziell Bündnis’90/Die Grünen. In dieser Arbeit werden neben der offiziellen auch die üblichen Bezeichnungen „die Grünen”, „grün“ verwendet.
Bezirksregierung Köln: Braunkohlenplan Garzweiler II. Textliche Darstellung und Erläuterungs-bericht, Köln 1995 (im Folgenden: Braunkohlenplan Garzweiler II), S. 91.
Plenarprotokoll des Landtags NRW, 11/159, 30.3.95, S. 19965.
Plenarprotokoll des Landtags NRW, 11/159, 30.3.95, S. 19970.
Vgl. Salzwedel (1999), S. 282. Zur durch den Braunkohlenplan begrenzten Kompetenz des Umweltministeriums in wasserrechtlichen Fragen vgl. insbesondere ebd., S. 187f.
Plenarprotokoll des Landtags NRW, 11/39, 24.9.91, S. 4469f. (Vesper), 4497f. (Mai), 4506 (Busch); Höhn (1995), S. 13; Plenarprotokoll des Landtags NRW, 11/159, 30.3.95, S. 19962 D19964 D (Mai).
Plenarprotokoll des Landtags NRW, 11/159, 30.3.95, S. 19979 A.
FAZ, 31.5.95; Feist/Hoffmann (1996), S. 268: Landesweit errangen die Grünen 10% der Stimmen, in Titz 11%, in Jüchen 11,5%, in Erkelenz 16,1 und in Mönchengladbach 11,6% der Zweitstimmen.
In der SPD galt die sogenannte „Kohlevorrangpolitik“ als Leitlinie, vgl. Biegler/Frey/ Kleinfeld (1997), S. 411; Düding (1998), S. 214. vgl. Nitschmann (1995), S. 19f., 24.
Vgl. von Alemann/Heinze/Schmid (1998), S.2; Klönne (1985), S.
wurde der letzte Atomreaktor in NRW vom Netz genommen, zum Ausstieg der NRW-SPD aus der Kernenergie vgl. Düding (1998), S. 226ff.; Rudolph (1993), S. 280, 282f. vgl. auch Landesentwicklungsbericht NRW, S. 44.
SZ, 16.5.95; SZ, 17.5.95; FAZ, 3.7.95; vgl. Nitschmann (1995), S. 64f. Vgl. Interview mit F. Müntefering, in: spw, Heft 84, Juli/August 1995, S. 6.
Die Zeit, Nr. 26, 23.6.95. Zu den Details der Koalitionsverhandlungen um Garzweiler II vgl. Nitschmann (1995), S. 44ff., 52ff., 58ff.; Die Zeit, Nr. 23, 2.6.95.
Vgl. Nitschmann (1995), S. 54; Spiegel, Nr. 25, 19.6.95.
Spiegel, Nr. 25, 19.6.95; Die Zeit, Nr. 26, 23.6.95; Die Zeit, Nr. 30, 21.7.95; vgl. Nitschmann (1995), S. 57, 59ff.
Vgl. Nitschmann (1995), S. 62, S. 64; Spiegel, Nr. 25, 19.6.95.
Die SPD versuchte vielmehr das Ressort zu verkleinern und die Zuständigkeit für die Raumordnung abzutrennen. Zum Streit um den Ressortzuschnitt vgl. FAZ, 29.6.95; FAZ, 30.6.95; FAZ, 1.7.95; FAZ, 3.7.95
Die Koalitionsvereinbarung wurde erst in Kevelaer verteilt. Der Parteitag wurde gleich zu Beginn für eine einstündige Lesepause unterbrochen, vgl. LDK Kevelaer 1995, Protokoll.
So Gerd Mai, Abgeordneter aus der Region, auf dem Parteitag, vgl. Nitschmann (1995), S. 66.
Vgl. Interview mit R. Appel, Anhang, S. 282; Kleinert (1992b), S. 59, 65, 69; Raschke (1993) bezeichnet den realpolitischen Flügel in NRW als „machtpolitisch schwach“, aber „konzeptionell stark”, S. 154.
Vgl. die in er Einleitung dargelegten Beispiele und insbesondere die Kritik eines ehemaligen aktiven grünen Politikers, vgl. Tiefenbach (1998), S. 41ff.
Vgl. Raschke (1993), S. 360f.; Wiesenthal (1985), S. 154. Zur generellen Schwäche der Parteivorstände vgl. Tiefenbach (1998), 88 Vgl. Raschke (1993), S. 574f.; Interview mit R. Priggen, Anhang, S. 296; Interview mit R. Appel, Anhang, S. 283. Zur Überlegenheit der Abgeordneten gegenüber Parteivorständen am Beispiel des Bundesvorstands vgl. Tiefenbach (1998), S. 36ff.
Vgl. Interview mit R. Priggen, Anhang, S. 299; vgl. auch Salomon (1994), S. 61, Welte (1994), S. 164. Knitter stellt eine Rangfolge der Medienaufmerksamkeit auf, bei der an erster Stelle die Regierung steht, es folgt die Fraktion und am Ende die Partei, ders. (1998), S. 337, 347.
Die örtliche Ebene war zunächst schwach, noch 1998 existierte in insgesamt 51 Kommunen kein Ortsverband. Die Dominanz der Kreisverbände ist auch Ausdruck der „basisdemokratischen“ Orientierung, vgl. Heinrich (1993), S. 493.
Bündnis 90/Die Grünen NRW: Statistik GRÜNE NRW, Brief 02, verantwortlich: Dr. Ruth Michels-Gebler und Dominik Kegel, Stand: 11. März 1998.
Seit 1994 gab es ca. 20 schwarz-grüne Bündnisse in NRW, u.a. in Mühlheim, Gladbeck und Herzogenrath im Kreis Aachen. Zum Teil wurden sie nach der Kommunalwahl 1999 erneuert. Vgl. von Alemann/Brandenburg (2000), S. 127.
Vgl. u.a. LDK Hamm, Protokoll, S. 3; Bündnis’90/Die Grünen NRW (Hrsg.): Protokoll Landesdelegiertenkonferenz in Borken, 18.-20. April 1997 (im Folgenden: LDK Borken 1997, Protokoll), S. 2f.
Vgl. Weite (1994); Klotzsch/Könemann/Wischermann/Zeuner (1989); Raschke (1993) bezeichnet die Vertretung im Parlament als notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung für die Strukturierung eines Landesverbandes, S. 391.
Über den entsprechenden Prozess in Baden-Württemberg vgl. Weite (1994), S. 104.
Tiefenbach (1998), S. 41ff. schildert, wie bereits erwähnt, beispielhaft diesen Prozess.
Klönne (1985), S. 85f.; vgl. Biegler/Frey/Kleinfeld (1997), S. 416.
Gabriele Behler und Axel Horstmann formulierten diese Anforderung in einem Beitrag für die spw, vgl. Behler/Horstmann (1995), S. 15. Zur spw vgl. Kapitel II.2.3.4, Fußnote 101.
Vgl. Interview mit F. Farthmann, Anhang, S. 307. Schulze (1998), S. 22. Farthmann betont, die SPD sei schon vor Rau „die Partei der biederen Wasserträger` gewesen, ders. (1997), S. 183f.
Diese geringe inhaltliche Profilierung wurde von Parteilinken kritisiert. Gerade in der Koalition mit den Grünen forderten sie ein eigenständiges programmatisches Profil der Partei, vgl. Schulze (1998), S. 23; Interview mit S. Schulze, Anhang, S. 316f.; Rünker (1996), S. 11; vgl. Fußnote 141.
Interview mit S. Schulze, Anhang, S. 316. Franz Müntefering plante als neuer Landesvorsitzender offenbar eine Erweiterung des Teilnehmerkreises und eine Regelung dazu in der Satzung, vgl. Jobelius/Rünker (1998), S. 14.
Müntefering (1993), S. 313, 315. Vgl. Die Zeit, Nr. 21, 19.5.95.
Rau, Johannes: Aufbruch ins Jahr 2000: Wir setzen aus Erfahrung auf Emeuerung. Regierungserklärung vor dem Landtag Nordrhein-Westfalen am 13. September 1995, Hrsg.: Landesregierung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, S. 12.
SPD-Landesvorstand: NRW-SPD zum Garzweiler-Beschluß der Grünen: „SPD bleibt bei dem, was sie mit ihrem Koalitionspartner vereinbart hat“, Presse-Information Nr. 32, 20.4.1997.
Vgl. Steffens/Priggen: Brief, Dezember 1997.
Steffens/Priggen: Brief, Dezember 1997.
Priggen: Brief an die Kreisverbände 1998.
Mai: Argumente für Regierungsverantwortung 1998, S. lf. Ähnlich argumentierten auch M. Vesper und R. Priggen.
Interview mit R. Appel, Anhang, S. 281; vgl. auch Appel (1997)
Vgl. G. Nacken, M. Vesper, B. Höhn, Reden, LDK in Hamm, 16.3.1996. Vgl. S. 184, 186, 189, 192 und 217.
Wie auch B. Steffens, die ebenfalls das Ende der Koalition befürwortete, vgl. D. Kreutz, Rede, LDK Jüchen, 17.1.98; Steffens (1998).
Farthmann (1997), S. 53; Interview mit F. Farthmann, Anhang, S.
Vgl. Interview mit F. Farthmann, Anhang, S. 303f; FR, 1./8.5.97; Farthmann (1997), S. 29ff., 156ff. 340 Dies galt zunächst besonderes für die Bundespartei, Farthmann (1997), S. 217f. Zur Niederlage gegen Rau, vgl. Farthmann (1997), S. 190.
Vgl. Rau: Erklärung zum Rahmenbetriebsplan 1997.
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von Blumenthal, J. (2001). Konflikte und Loyalitätsbeziehungen in der Koalition von SPD und Bündnis’90/Die Grünen in Nordrhein-Westfalen: Die Auseinandersetzung um Garzweiler II. In: Amtsträger in der Parteiendemokratie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83367-9_7
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