Zusammenfassung
„Es trägt Verstand und rechter Sinn mit wenig Kunst sich selber vor“, gibt Faust dem Wagner zu bedenken — um sich den eigenen Verstand und Sinn von den mephistophelischen Insinuationen um so gründlicher verwirren zu lassen. Schon die antike Rhetorik entstand als Antwort auf die Erfahrung, wonach „das Gute“ längst nicht immer von selbst überzeugt, die Kunst der Beredsamkeit also nachhelfen muss, um erwünschte Affekte zu erregen und Einfluss auf das Verhalten anderer auszuüben. Den Rahmen für die Ausbildung der Redekunst bildete der Untergang der Tyrannenherrschaft und die Geburt der Demokratie im 5. Jahrhundert vor Christus. An die Stelle tradierten Gehorsams traten Beratung, Begründung und Entscheidungsfindung durch die Mitglieder der Polis. In der Kunst des Argumentierens und Überzeugens greifen mithin methodisch kontrollierte Wahrheitsfindung und Strategien der Täuschung von Anfang an ineinander. Beredsamkeit bedeutet, sowohl seine Sache als auch sich selbst in Szene zu setzen — und Unerwünschtes dabei geschickt auszublenden.
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Zitierte Literatur
Habermas, Jürgen, Vorstudien und Ergänzungen zur Theorie des kommunikativen Handelns, Frankfurt/M. 1984, S.130f.
Habermas, Jürgen, Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie?, in: ders./ Niklas Luhmann, Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie, Frankfurt/M. 1979, S.142-290, hier S.200f.
Gadamer, Hans-Georg, Rhetorik, Hermeneutik und Ideologiekritik, in: Karl-Otto Apel et al., Hermeneutik und Ideologiekritik, Frankfurt 1971, S.57-82, hier S.63.
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Kreβ, A., Potthast, T. (2000). Diskurse, Wagenburgen und die Allgegenwart der Inszenierung. In: von Schell, T., Seltz, R. (eds) Inszenierungen zur Gentechnik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83357-0_5
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