Zusammenfassung
Oft ist den Sozialwissenschaften vorgehalten worden, sie hätten den real existierenden Sozialismus nicht richtig eingeschätzt und insbesondere seinen absehbaren Verfall bis zum Schluß nicht vorhergesehen. Das war (und ist) ein etwas unfairer Vorwurf, weil sich gesellschaftliche Prozesse zwar recht gut im Nachhinein rekonstruieren, aber kaum, auch nicht über relativ kurze Zeiträume, prognostizieren lassen. Die Zurückhaltung bei Prognosen ist daher kein Zeichen der Unfähigkeit, sondern die Folge des deutlich angewachsenen Wissens über die Schwierigkeiten und Unmöglichkeiten von seriösen Prognosen gesellschaftlicher Prozesse. Nichts liegt der modernen Sozialwissenschaft femer als die Aufstellung von Entwicklungsgesetzen und langfristigen Prognosen, so sehr das früher einmal das Ziel — speziell bestimmter Varianten — der Soziologie gewesen sein mag. Warum es solche übergreifenden Vorhersagen nicht geben kann, hat vor langer Zeit schon Karl R. Popper in seinem „Elend des Historizismus“ gezeigt, und selbst die kurzfristigen, bedingten Prognosen, die es vor diesem Hintergrund durchaus geben könnte, sind nicht ohne Probleme: Die Sozialwissenschaften verfugen nicht über die nötigen „Wettersatelliten“ für die gesellschaftlichen Prozesse, die es etwa den Metereologen derzeit ermöglichen, ganz gute Vorhersagen zu machen. Das aber auch nur über wenige Tage und sicher immer noch nicht mit einer völlig zufriedenstellenden Trefferquote. Und wenn es so gut wie keine bzw.
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Esser, H. (2000). Vorwort. In: Esser, H. (eds) Der Wandel nach der Wende. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83353-2_1
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