Zusammenfassung
Wie wenig jedoch sich auch die Frauen in der DDR vom tradierten Rollenverständnis gelöst hatten,231 belegen empirische Untersuchungen des Instituts für Ökonomie und Planung des Volksbildungswesens an der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der DDR über das Schulverhalten und die Schulleistungen von Schichtarbeiterkindem,232 in denen eine deutlich geringere Leistungsfähigkeit konstatiert wurde.233 Dies verwundert nicht bei ideologisch motivierten „Ratschlägen“ wie den folgenden, die lediglich die Einbeziehung der Frauen in den Arbeitsprozeß zum Ziel hatten: „Die Kinderbetreuung kann aber auch von Verwandten und Bekannten oder auch im Rahmen der Nachbarschaftshilfe einschließlich eventuell möglicher Patenschaften innerhalb des Arbeitskollektivs übernommen werden“. 234 Signitikante Unterschiede, die sich auf die schulischen Leistungen und die kindliche Entwicklung auswirkten, bestanden in der Freizeitgestaltung von Heranwachsenden, deren Eltern im Mehrschichtbetrieb tätig waren, gegenüber ihren Altersgenossen. Die geschlechtsspezitisch unterteilten Untersuchungsergebnisse dokumentierten außerdem die stärkere zeitliche Belastung von Mädchen durch Tätigkeiten im elterlichen Haushalt.235 Die Differenzen in der temporären Intensität der Mithilfe im Haushalt (Einkaufen, Arbeiten in der Küche, Säubern der Wohnung) zeigten überdies, daß in der DDR „die überkommene Rollenverteilung bei Arbeiten im Haushalt zwischen den Geschlechtern noch nicht überwunden*#x201C; war.236 In der ersten Probandengruppe arbeiteten beide Eltemteile nur in der Tagesschicht, während in der zweiten Untersuchungseinheit die Eltern im Mehrschichtsystem tätig waren, wobei zusätzlich noch nach dem jeweiligen Schichtrhythmus der Mutter unterschieden wurde.
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© 1998 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen/Wiesbaden
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Mertens, L. (1998). Tradiertes Rollenverhalten. In: Wider die sozialistische Familiennorm. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83330-3_11
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-83330-3_11
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Print ISBN: 978-3-531-13310-2
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