Zusammenfassung
Die Angebotsstruktur auf dem baden-württembergischen Hörfunkmarkt hat sich in den vergangenen zehn Jahren vor allem durch die Entwicklung des privaten Hörfunks, aber auch durch neue öffentlich-rechtliche Programmangebote nachhaltig verändert. Wie haben die Radiohörer in Baden-Württemberg auf diese Veränderungen reagiert, welche Entwicklungstrends sind bei der Radionutzung und den Programmvoriieben zu beobachten, und wie sind die Marktsituation und die Programmerwartungen der Rezipienten vor den Veränderungen, die in Folge der Neuordnung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im Südwesten zu erwarten sind, im Jahr 1997 zu bewerten? Im folgenden Beitrag werden diese Fragen auf der Grundlage von Ergebnissen der kontinuieriichen SDR-Demometer-Telefonbefragungen1 diskutiert. Ausgewählte Methoden werden dabei an Beispielen aus der Praxis der Hörerforschung vorgestellt.
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Anmerkungen
vgl. hierzu Büß, M.: Kap. 1 in diesem Band.
vgl. für weitergehende Darstellungen der Angebotsstrukturen im privat-kommerziellen Hörfunk Baden-Württembergs: Schröter, C.: Kommerzieller und nichtkommerzieller privater Hörfunk in Ba- den-Württemberg. In: Barth, C., Schröter, C.: Radioperspektiven. Strukturen und Programme. Baden- Baden, 1997. S. 83-110 sowie Schurig, C.: Entwicklung des privaten Rundfunks in Baden- Württemberg. In: Biege, H. P. (Hrsg.): Massenmedien in Baden-Württemberg. Stuttgart, 1990. S. 318-324 und zur Frage der Frequenzverteilung im Laufe der ersten Lizensierungsphase: Schröter, C.: Frequenzgerangel. Zur Entwicklung und Problematik der baden-württembergischen Frequenz- Verteilung im UKW-Bereich. In: Biege, H. P.: ebd.
Zur Entwicklung der SDR-Demometer-Befragungen und der Erhebungsmethoden der Radionutzung vgl. Büß, M.: Kap. 1, in diesem Band und Ehlers, R.: Ohne Medienforschung geht nichts. In: Fünf geld, H. (Hrsg.): Von außen besehen: Markenzeichen des Süddeutschen Rundfunks. Südflink-Hefle 25, Stuttgart, 1998.
Die jährliche Media Analyse ergibt für Baden-Württemberg eine Hördauer, die konstant unter dem Bundesdurchschnitt liegt (z. B.: Media Analyse 1997: BRD: 177 Minuten, B-W: 163 Minuten).
Die Durchschnittswerte der täglichen Hördauer, die hier berichtet werden, sind aggregierte Werte der monatlichen Erhebungswellen des SDR-Demometer. Die Hördauer je Tag wird durch Selbsteinschät zung der Befragten für eine normale Woche von Montag bis Sonntag in Stunden und Minuten erho ben.
Bei den westdeutschen Erwachsenen stieg die tägliche Femsehdauer zwischen 1991 und 1996 um eine halbe Stunde. Bei allen Altersgruppen ist dabei ein Anstieg der Reichweite am Mittag und am Nachmittag zu verzeichnen. Vgl. Simon, E.: Zeitreihen zur Femsehnutzung 1991-1996. SDR-interner Bericht. Stuttgart, 1997.
In der Abbildung sind das arithmetische Mittel der Monatswerte und der jeweils höchste und niedrig ste Wert im Zeitraum 1989-1996 dargestellt.
vgl. zur Methodik der Media Analyse: Blumers, M.: Kap. 4 und Büß, M.: Kap. 3 in diesem Band.
Obgleich die Kennziffern zur Radionutzung zwischen Media Analyse und SDR-Demometer auf grund der unterschiedlichen Methoden (mündlich-persönlich vs. telefonisch) und Erhebungsinstru mente nicht vergleichbar sind, ergeben sich im Längsschnittvergleich für die meisten Kennwerte identische Trends auf unterschiedlichem Niveau. Vgl. Neuwöhner, U.: SDR-Demometer und Media Analyse: Trendvergleich. SDR-interner Bericht. Stuttgart, 1995.
vgl. Abschnitt 3.
Die Erhebung beruht auf der Selbsteinschätzung der Befragten: Wenn Sie Radio hören, wie oft wechseln Sie da normalerweise das Programm?(mehrmals am Tag/einmal am Tag/mehmals pro Woche/seltener/nie).
vgl. Lindner-Braun, C.: Kap. 2 in diesem Band,
vgl. Abschnitt 3.
Die privaten Programme in Baden-Württemberg unterscheiden sich im Hinblick auf die Programm struktur wie z.B. dem Wort-Musik-Verhältnis nur wenig, sondern eher bei Merkmalen der Berichter stattung wie regionalem Bezug oder der Politikvermittlung. Vgl. Kutteroff, A., Mathes, R.: Charakte ristika und Unterschiede von privaten Hörfunkprogrammen in Baden-Württemberg. Media Perspek tiven Heft 9, Frankftirt, 1991. S. 590-603. Von dem verbreiteten AC-Musikformat weichen in Baden- Württemberg nur wenige regionale Anbieter ab (z.B. Radio Sunshine live aus Mannheim),
vgl. Neuwöhner, U.: Kap. 6 in diesem Band.
Zur Entwicklung regionaler Studien in der SDR-Medienforschung vgl. Büß, M.: Kap.l in diesem Band. Vgl. Auch die Beispielkarte aus dem Hörfunk-Regionlatlas 1992 im Anhang,
vgl. die Tabellen 4 und 5 im Anhang,
seit Juli 1997: Radio Sunshine live.
Aufgrund der Hörfunkzentriertheit des SDR-Demometer liegen die Werte der Femsehdauer unter dem Niveau der Vergleichszahlen aus der GfK-Femsehforschung. Daher sollten weniger die absolu ten Werte, sondern eher die Trendverläufe interpretiert werden.
Die hohe regionale Kompetenz, die lokalen und regionalen Programmen von den Hörem attestiert wird, ist in vielen Fällen nicht durch die tatsächliche Berichterstattung belegbar, sondern wird offen bar durch andere Faktoren wie z.B. Slogans, die Nähe suggerieren, Aktionen vor Ort oder regionaler Werbung beeinflußt. Zu regionalen Informationserwartungen vgl. Kliment, T.: Mein Radio, meine Heimat? Rezeptionsansprüche der Hörerschaften des Lokalradios und des öffentlich-rechtlichen Hör funks in Nordrhein-Westfalen. Rundfunk und Femsehen 4/1996. S. 499-530 und zu den Ergebnissen von Programmstmkturanalysen Simon, E.: Kap. 10 in diesem Band.
Seit 1988 wird in der SDR-Medienforschung die Methode der Wandemngsanalysen entwickelt und ergänzend zur kontinuierlichen Reichweiten-Berichterstattung eingesetzt. Die Erhebung im SDR- Demometer beruht auf der Fragestellung, ob fhiher ein anderes Programm meistens gehört wurde, welches Programm dies war und wie lange das momentan meistgehörte Programm gehört wird. Vgl. zur Methode und Befunden: Lindner-Braun, C., Meßwarb, K.: SDR-Demometer,Programm: SDRl Diagnose von Reichweitenentwicklungen: Hörerwandemngen und Programmakzeptanz, SDR- interner Bericht, Stuttgart, 1992. Lindner-Braun, C.: SDR-Demometer,Programm: SDR3 Hörer wandemngen und Programmakzeptanz. SDR-intemer Bericht, Stuttgart, 1993. Lindner-Braun, C.: Kap.2. in diesem Band.
Programmwechsler sind hier definiert als Radiohörer, die im Zeitraum der letzten zwei Jahre ihr meistgehörtes Programm gewechselt haben.
Die im folgenden zitierten Ergebnisse bemhen auf einem SDR-intemen Bericht. Vgl. Simon, E.: Hörerwandemngen. Ergebnisse der SDR-Demometer-Befi-agungen 1994-1996, Stuttgart, 1997.
vgl. die Wandemngsanalysen für den Zeitraum 1987-1991 Lindner-Braun, C.: 1992, a.A.O.
vgl. Neuwöhner, U.: Kap. 6 in diesem Band,
vgl. Neuwöhner, U.: Kap. 8 in diesem Band.
In der Abbildung sind die saldierten Gewinne und Verluste der Programme, bezogen auf die Radio hörer insgesamt, dargestellt. So konnte z.B. S4 Baden-Württemberg in den letzten zwei Jahren, bezo gen auf 1996, Hörergewinne verzeichnen, die einem Anteil von zwei Prozent an den Radiohörem entsprechen.
vgl. Lindner-Braun, C.: 1992, a.A.O. und Lindner-Braun, C.: Kap.2 in diesem Band.
Die im folgenden berichteten Ergebnisse basieren auf SDR-Demometer-Auswertungen zur Radionut-zung 1997.
Die Programmerwartungen werden im SDR-Demometer über die Abfrage der Wichtigkeit einzelner Programmbestandteile auf einer vierstufigen Skala (1 = sehr wichtig bis 4 = gar nicht wichtig) erho ben.
vgl. Simon, E.: Kap. 10 in diesem Band,
vgl. Blumers, M.: Kap. 4 in diesem Band.
Quelle: SDR-Demometer, 11/12,1997.
Dargestellt sind die Faktorwerte für die Dimensionen Musik/Moderation versus aktuelle, regionale Informationen und Nachrichten.
Die Abbildung wurde übernommen aus: Neuwöhner, U.: Hörfunk-Regionalatlas 1992. SDR-interner Bericht. Stuttgart, 1992.
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Simon, E. (1998). Die Hörfunklandschaft Baden-Württembergs im Wandel. In: Linder-Braun, C. (eds) Radioforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83325-9_6
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