Zusammenfassung
Wer als Sozialwissenschaftler soziale Erscheinungen, kommunikative Äußerungen, Handlungen, aber auch literarische und biographische Texte als Problemlösungen auf spezifische soziale Bezugsprobleme begreift (vgl. Luhmann 1962, Schneider 1991, Nassehi 1996), sieht sich vor eine doppelte Aufgabe gestellt. Einerseits müssen die zu interpretierenden Handlungen in eine mit anderen problemlösenden Handlungen vergleichbare Form gebracht werden, so daß verständlich wird, inwiefern die betrachteten Handlungen vergleichbar und, in gewisser Hinsicht, füreinander substituierbar sind. Andererseits müssen die zu vergleichenden Problemlösungen mit einem Bezugsproblem in Verbindung gebracht werden, das seinerseits auf einer plausiblen Problemkonstruktion beruht. Daß die vom sozialwissenschaftlichen Forscher zu leistende plausible Problemkonstruktion nicht ohne weiteres gelingen könnte, mag dabei nicht unmittelbar einleuchten. Die Schwierigkeit der forschungsmethodologischen Doppelkonstellation von Problem und Problemlösung besteht jedoch in der Notwendigkeit, eine strenge Limitierung derjenigen sozialen Handlungen zu erreichen, die als Problemlösung auf das gewählte Problem antworten. Ein auf Gemeinsamkeiten zielender soziologischer Vergleich von an sich differenten sozialen Handlungen ergibt nur dann Erkenntnisfortschritte, wenn nicht jede, oder genauer: wenn nur etwa eine Handvoll sozialer Handlungen oder Handlungstypen als problemlösende Antwort auf das ausgewählte Bezugsproblem betrachtet werden können.
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Literatur
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Nollmann, G. (1998). Lebensstile zwischen Interaktion, Gruppe und Organisation. In: Hillebrandt, F., Kneer, G., Kraemer, K. (eds) Verlust der Sicherheit?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83316-7_5
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