Zusammenfassung
In den vergangenen vier Kapiteln wurden die Instrumentalbereiche vorgestellt, wie sie sich in Reinform aus dem Modell der strategischen Unternehmenskommunikation entwickelt haben. Es wurde wiederholt darauf hingewiesen, daß Werbung, die nur Aufmerksamkeit, PR, die nur Transparenz, SR, die nur Unterstützung und schließlich Direktansprache, die nur Bindung produziert in der betrieblichen Praxis so gut wie nie vorkommt und zudem aus Unternehmenssicht gar nicht erwünscht sein kann. Jedes Instrument stellt immer auch Leistungen aus anderen Instrumentalbereichen her und erzeugt aus seiner originären Leistung heraus wiederum abgeleitete Teil-Leistungen (Zielsetzungen). Aus diesen Gründen hat strategische Unternehmenskommunikation — was bei vielen Unternehmen immer noch gleichbedeutend ist mit Werbung und eventuell noch PR — eine hohe Leistungsfähigkeit im Rahmen des Marketing-Mix erreicht. Wenn sich aber nicht mehr nur Produkte und Leistungen immer weiter angleichen, sondern auch Kommunikationsmaßnahmen als homogen erlebt werden, fuhrt dies zu weiteren Überlegungen: Wie kann Varietät hinsichtlich der Zurverfügungstellung von Kommunikationsangeboten erreicht werden? Wie lassen sich kommunikationspolitische Innovationen erreichen? Wie wird instrumentalisierte Kommunikation für Unternehmen effektiver und effizienter nutzbar?
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Literatur
Vgl. dazu Kapitel 11.
Vgl. dazu Scharf/Weber 1976: 18ff.
Vgl. für die Innenansicht des Werbesystems z.B. Schmidt 1991: 13; für die Volkswirtschaftslehre Lampertsdorfer 1983: 181; zusammenfassend Kapitel 6.
Diese Konzeptualisierung wurde an früherer Stelle dem kommerziellen PR-Begriff zugeordnet (vgl. Kapitel 7).
Demuth et al. zitieren eine Passage aus dem Besuchsbericht des Kontakters der verantwortlichen Werbeagentur N. W. Ayer im April 1908 bei Theodore N. Vail, Präsident der kurz zuvor gegründeten American Telephone & Telegraph Company: „Der Begriff »Werbung« bedeutet für die Telephone Company etwas anderes als für normale Werbungstreibende mit gewerblichen Produkten. Sehr viele Leute sehen die Telephongesellschaft als riesiges Monopolunternehmen und meinen, daß man aufgrund dieses Monopols eine die Öffentlichkeit mißachtende Politik betreibe. Das ist jedoch nicht der Fall. Im Gegenteil, die Telephone Company ist in kleinen Dingen genauso sorgfältig und bemüht sich mehr um die Gunst des Publikums, als dies mancher anderen, kleineren Gesellschaft je einfallen würde. Was wir versuchen sollten, falls Mr. Vail uns mit der Werbung beauftragt, ist eine Anzeigenserie, die sich bei allen möglichen Gesellschaftsschichten, die das Telephon benutzen, gefühlsmäßig tief einprägt... Wenn die Öffentlichkeit diese Kampagne gesehen hat, sollte ihr Vertrauen in die guten Absichten der Telephone Company wesentlich größer und nachhaltiger sein“ (vgl. Demuth et al. 1984: 11).
Einen aktuellen Überblick dazu gibt z.B. Steffen Hormuth, der Product Placement als „die geplante Plazierung verschiedener Objekte in kompatiblem Umfeld gegen Entgelt“ definiert (1993: 82) und zu den Objekten der Plazierung neben Produkten auch Unternehmen, Dienstleistungen, Länder und Ideen zählt. Dabei ist insbesondere der letzte Punkt sehr interessant und von der Wirtschaftspraxis bislang nur sehr marginal aufgegriffen worden. Im Nonprofitbereich gibt es dagegen aufschlußreiche Zahlen. So wurde etwa das Thema AIDS mit einem riesigen Werbeaufwand publik gemacht — erreichte damit aber nur wenig Resonanz. Als das Thema dann in der „Lindenstraße“ behandelt wurde, konnte in der auf die Ausstrahlung folgenden Woche ein Anstieg der Anfragen bei der Deutschen AIDS-Hilfe um 600% und ein Anstieg der AIDS-Tests um 1.000% beobachtet werden. Und als beispielsweise die Serie „Traumschiff“ im Fernsehen anlief, nahm die Buchungszahl für Kreuzfahrten um rund dreißig Prozent zu (vgl. dazu Hormuth 1993: 73).
Vgl. dazu Faulstich 1991a: 16.
Natürlich sind die hier gemeinten Medienorganisationen in der Regel auch Wirtschaftsorganisationen, weil ihre Aktivitäten auf Gewinn abzielen. Auf Grund der besonderen Funktion der Medien für die moderne Gesellschaft (vgl. Kapitel 4) soll aber die Unterscheidung zwischen Mediensystem und Wirtschaftssystem an dieser Stelle zugunsten des argumentativen Duktus beibehalten werden.
Beispiele dafür sind die schon andernorts erwähnte Vergabe der Markennamen Davidoff und Maxim’s. Aber auch die überaus erfolgreichen Uli Stein Shops können als Modellfall dafür herangezogen werden, wie ein (Stamm)-Produkt (die aus Comicstrips bekannte Stein-Maus) durch die Übertragung von Urheberrechten in andere (Folge)-Produkte umgesetzt werden kann.
Dies wird bei dem Produktverbund rund um die Alien Life Form „Alf“ deutlich. Nachdem am 5. Januar die Ausstrahlung der NBC-Erfolgsserie im bundesdeutschen Fernsehprogramm begonnen hatte, verkauften bereits im Folgejahr 90 Firmen über 260 Alf-Produkte mit einem Gesamtumsatz von rund DM 300 Millionen (vgl. Faulstich 1991: 130).
„Star Wars“ gilt als das erste Medienprodukt, das durch die Vermarktung von Folgeprodukten mehr Geld einspielte, als in seiner Verwendung als Medienprodukt. So wurden allein in der Zeit, als die beiden ersten Teile der „Star Wars“-Trilogie („Star Wars — A New Hope“, 1976, und „The Empire Strikes Back“, 1980) in den Kinos liefen, $ 410 Millionen mit Spielzeugen, $ 340 Millionen mit Videospielen, $ 280 Millionen mit Textilien, $ 180 Millionen mit Büchern und anderen Printerzeugnissen, $ 20 Millionen mit Schallplatten und $ 279 Millionen mit weiteren Produkten umgesetzt (vgl. Prentler 1989: 153). „Star Wars“-Macher George Lucas schien den Erfolg dieser tieins zwar geahnt zu haben, denn er ließ seine Verträge mit der 20th Century Fox entsprechend detailliert ausarbeiten, so daß er an dem gesamten Merchandising kräftig mitverdiente. Dennoch war das „Star Wars“ Projekt sicherlich nicht in der Weise auf die weitere Vermarktung angelegt wie später die „Miami Vice“-Produktion, sondern resultierte eher aus einer Verkettung glücklicher Umstände: der märchenhaften Geschichte, dem ungeheuren Kassenerfolg („Star Wars“ wurde in 160 Ländern aufgeführt) und der Inszenierung von „Kult-Entitäten“ im Sinne Matthias Kringes (vgl. 1989: 197).
Vgl. zum Begriff Ökobilanz ausführlich z.B. Beck 1993, darin vor allem die Beiträge von Geiger und Stahlmann.
Vgl. ausführlich z.B. Oess 1989; Little 1992.
Wobei der Chandler-These structure follows strategy im Sinne eines Postulats und nicht einer empirisch fundierten Erfahrung der Stab gebrochen wird (vgl. Chandler 1962).
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Becker, T. (1998). Osmose. In: Die Sprache des Geldes. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83314-3_11
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