Zusammenfassung
Politische Theorie bezeichnete in der amerikanischen Politikwissenschaft der Vorkriegszeit zumeist die Auseinandersetzung mit den großen Denkern der Vergangenheit (beispielhaft für das Genre: Dunning 1922). Besondere Autorität erlangte Sabine, der die Klassiker im Ablauf einer Geschichte der politischen Theorie abhandelte. Auf Sabine, einen liberalen Wissenschaftler, geht die Tradition zurück, politische Ideen so darzustellen, als hätten die Jahrhunderte und ihre Theoretiker dialogisch aufeinander aufgebaut. Er schreibt Theoriegeschichte zugleich als Geschichte der Staatsentwürfe. Dabei erscheint die Geschichte von der Antike bis zur Gegenwart als die langsame Entfaltung der Werte der modernen Demokratie, wobei die Verirrungen keineswegs verschwiegen werden (Sabine 1973, Erstaufl. 1937). Die politischen Ideen stehen also in einer Tradition, in die man die segensreich wirkende Kraft des Fortschritts und der Liberalität hineindeuten kann. Die empirisch interessierte Politikwissenschaftlergeneration hatte kein Interesse an solchem Tun, auch wenn sie es zumeist noch selbst im Curriculum kennengelernt hatte. Sie respektierte es als altväterliche, ja vielleicht sogar liebenswürdige Gelehrtenexistenz (so etwa Truman 1965, 873, oder Eckstein als Berichterstatter einer Konferenz zur politischen Theorie: 1956, 479 ff.). Die Aufforderung, nicht nur die Theorie sollte auf die Empiriker, sondern diese auch auf die Theoretiker damaligen Zuschnitts zukommen, mochte den Theorie-Traditionalisten auf der Verliererstraße wie ein Hohn vorkommen (Pennock 1951).
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© 1997 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen/Wiesbaden
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Hartmann, J. (1997). Politische Philosophie vor antiker Kulisse. In: Wozu politische Theorie?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83288-7_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-83288-7_5
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-13069-9
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