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Zusammenfassung

Die politische Theorie hat ihren festen Platz im Curriculum der Politikwissenschaft, im Neuerscheinungsprogramm sozialwissenschaftlicher Verlage und last but not least im Stellenplan der größeren politikwissenschaftlichen Institute. Und doch, sucht man nach einer kurzen Beschreibung ihres Gegenstandes, so gerät man leicht in Verlegenheit. Vielleicht wird man erst einmal daran erinnert, daß es da noch eine Geschichte der politischen Ideen gibt; die einschlägige Sektion der DVPW schmückt sich mit dem theorieschwachen Namen „politische Philosophie und Theoriegeschichte“. Oder man stößt womöglich darauf, daß einige Autoren, die der politischen Theorie zugeordnet werden, ihr Tun inhaltlich gleichbedeutend als politische Philosophie etikettierenwobei dann oft gar nicht so diskret herüberkommt, daß es sich hier zweifelsfrei um eine Adelsform der Auseinandersetzung mit Politik handelt. Doch es macht wenig Sinn, politische Theorie in ihrer Vieldeutigkeit im Beiwort „Geschichte“ auffangen oder sie durch die politische Philosophie substituieren zu wollen. Gewisse Formen der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Politik lassen sich weder auf die historische Betrachtung noch aufs Philosophieren ein, obgleich auch sie stark von der Beschreibung und Erklärung empirischer Phänomene abstrahieren. Selbst wenn man der akzeptierten Selbstbezeichnung „politische Theorie“ folgt, wird man nicht viel klüger: Auf der einen Seite die Beschäftigung mit philosophischen Politiktheorien, auf der anderen die den meisten Politikwissenschaftlern wohlvertraute Beschäftigung mit Institutionen, Entscheidungen und Konflikten der politischen Erfahrungswelt. Der Facettenreichtum der politischen Theorie erschließt sich dem suchenden Leser freilich auch erst dann, wenn er eine Reihe Bücher durchblättert, Einleitungen überflogen und Inhaltsverzeichnisse konsultiert hat. Geradezu typisch für die Situation: Von Beyme legt nahezu gleichzeitig Bücher oder Neuauflagen mit den Titeln „politische Theorie“ und „Theorie der Politik“ (1991 a, 1992) vor, die sich jeweils mit gänzlich verschiedenen Gegenständen, einmal mit sozialwissenschaftlichen und ein anderes Mal mit philosophischen und wissenssoziologischen Theorien befassen. Druwe packt beides wieder in einem Buch unter „Politische Theorie“ (1995) zusammen. Müller wirft die Frage nach dem „wozu?“ politischer Theorie auf, präsentiert seine Antworten aber, ohne die verschiedenen Theorieverständnisse selbst zu problematisieren; allerdings gibt er den interessanten Hinweis, daß internationale Fachstandards auf ein empirisches Theorieverständnis deuten (1994, 213, 223). Lieber ediert ein dickleibiges Werk über „politische Theorie“ (1991), ohne auch nur einmal zu sagen, was damit gemeint ist. Oder der letzte Band einer ihresgleichen suchenden Handbuchreihe vermerkt unter den politischen Theorien der Gegenwart die Frankfurter Schule bzw. Habermas, eher einen Philosophen als Sozialwissenschaftler (Fetscher/Münkler 1985 ff.), ignoriert aber John Rawls als wohl bekanntesten politischen Philosophen der Gegenwart. Politische Theorie, dieser Eindruck drängt sich auf, bedarf aus Betreibersicht keiner grossen Erklärung.

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© 1997 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen/Wiesbaden

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Hartmann, J. (1997). Einleitung. In: Wozu politische Theorie?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83288-7_1

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-83288-7_1

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-13069-9

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