Zusammenfassung
Läßt sich Ernst Niekisch (1889–1967) überhaupt als “Sozialist” bezeichnen? Eine schwierig zu beantwortende Frage, weshalb denn auch K. D. Bracher im Hinblick auf Niekisch und Jünger vom Schwanken “zwischen Rechts- und Linksradikalismus” spricht.1 Mohler sieht bei Niekisch den “Rechts-Links-Überstieg” verwirklicht 2, und für Dupeux ist der sogenannte “Nationalbolschewismus”, als dessen profiliertester Vertreter Niekisch gilt, ein reichlich verworrenes, “historisch-ideolo-gische[s] Gestrüpp”, das für Dupeux recht eigentlich “keine eigenständige Ideologie” ist, sondern ein stark radikalisiertes “‘Nebensystem’ der Konservativen Revolution”, deren Orientierung der “Nationalbolschewismus” teile: Die Fixierung auf “das Volk”, die “gebundene” und gegliederte Gemeinschaft, auf Autorität und Macht, über allem als höchster Wert Nation und Staat als unauflösbare Ganzheit, dazu der absolute Alleinanspruch des Politischen.3 Die düster-schillernde Figur Niekischs erweist jedenfalls den Verlust der Bindekraft des Zentrums, der Mitte, wie dies übrigens W.B. Yeats schon 1921 als prophetische Vision der Anarchie voraussieht.4 Neben der Rechts-Links-Verwirrung ist noch eine weitere, seltsame Ambivalenz auffällig: Einerseits ist Niekisch, der von 1926 bis 1934 die politisch einflußreiche Zeitschrift “Widerstand”5 herausgibt, einer der wichtigsten Vertreter des Rechtssozialismus — andererseits nehmen der Sozialismus, eine sozialistisch orientierte Gesellschaftskritik oder die Konzeption einer sozialistischen Neugestaltung bei Niekisch einen eher untergeordneten Rang ein, sind doch Niekischs dezidiert “sozialistische” Vorstellungen eingebettet in ein politisches Gesamtpanorama. — Wie paßt das alles zusammen?
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© 1996 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Werth, C.H. (1996). „Widerstand“ und „Tat“ — Weitere Stufen der ideologischen Synthetisierung. In: Sozialismus und Nation. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83275-7_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-83275-7_5
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-12897-9
Online ISBN: 978-3-322-83275-7
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