Zusammenfassung
Seit nunmehr bereits geraumer Zeit wird in den beteiligten Disziplinen die Notwendigkeit eines Paradigmawechsels oder zumindest einer Paradigmaergänzung diskutiert, wenn es darum geht, Gesundheit und Krankheit als soziale Tatbestände zu betrachten und auf Gesundheit und Krankheit bezogenes Handeln in seiner sozialen Bedingtheit und seinen sozialen Auswirkungen zu analysieren: Das Krankheitsspektrum hat sich geändert, seit die moderne Medizin im 19. Jahrhundert ihre von vielen als spektakulär bezeichneten Erfolge verzeichnete. Durch die Anwendung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse und ihre Ausformung in einem biomedizinischen Modell als Grundlage medizinischen Handelns gelang vor allem die Bekämpfung akuter Infektionskrankheiten als der damals häufigsten Form von Erkrankungen. Heute dagegen, so wird konstatiert, haben wir es vorwiegend mit Erkrankungen des Herz- Kreislaufsystems, bösartigen Neubildungen und dann auch psychosomatischen Erkrankungen zu tun, wobei — und vor allem das stellt die beteiligten Disziplinen vor neue Probleme — chronische Krankheitsverläufe typisch sind. Angesichts dieser Entwicklung stellt sich nämlich dann sehr dringlich die Frage, wieweit das am naturwissenschaftlichen Paradigma orientierte biomedizinische Krankheitsmodell als allein gültig noch angemessen ist; und es besteht inzwischen eine wohl weitgehende Übereinstimmung, daß dieses Modell zu einem sozio-psycho-somatischen Ansatz erweitert werden muß. Diese Entwicklung ist mit unterschiedlichen Formulierungen beschrieben worden, die Ähnliches meinen: Die Rede ist von der Betonung der präventiven Medizin zu Lasten einer rein kurativ ausgerichteten Medizin und von der Notwendigkeit eines salutogenetischen Denkens, das den traditionellen pathogenetischen Ansatz abzulösen haben.
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© 1997 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen/Wiesbaden
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Stosberg, M. (1997). Einleitung. In: Rehberg, KS. (eds) Differenz und Integration: Die Zukunft moderner Gesellschaften. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83268-9_53
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-12878-8
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