Zusammenfassung
Die allgemeine Soziologie unterstellt bis heute, von Talcott Parsons‹ Pattern variables (1951 und 1968) bis zu Ulrich Becks Individualisierungsansatz (1986) einen strukturellen Bruch zwischen Vormoderne und Moderne. Als Zeitenwende gilt dabei die Freisetzung der Individuen aus einer bisher geschlossenen religiösen Sinnwelt in eine vom Individuum selbständig zu verantwortende individuelle Biographie. Erst mit der Säkularisierung der geschlossenen mittelalterlichen Gesellschaft, so die generelle These, und analog könnten wir sagen, mit der äußeren und inneren Kolonialisierung ethnischer Lebenswelten außerhalb Kerneuropas erhalten nach diesem Ansatz Subjekte die Chance, Lebensentwürfe zu entwerfen, die aus der Unterordnung unter vorgegebene verbindliche Sinndeutungen heraustreten. Logisch weitergedacht hieße dies: Erst mit der strukturell-historischen Möglichkeit, sich von vorgegebenen Kollektiven und verbindlichen religiösen Sinnwelten zu distanzieren, erhielte das Individuum die Möglichkeit zur Autonomie im Sinne einer Ausbildung eigener subjektiver Lebensentwürfe.
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Literatur
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Bosse, H. (1997). Kontinuität und Wandel in Männlichkeitskonstruktionen. Ein Modell biographischer Sinnbildung mit Fallmaterial aus Papua-Neuguinea. In: Rehberg, KS. (eds) Differenz und Integration: Die Zukunft moderner Gesellschaften. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83268-9_13
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