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Stabilität und Beweglichkeit im Raum beruflicher Stellungen

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Individualisierung
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Zusammenfassung

Obwohl sich seit den 60er Jahren, denen diese Bemerkung Harold L. Wilenskys entstammt, die Datenlage in mancher Hinsicht verbessert hat, konzentriert sich die Mobilitätsforschung nach wie vor meist auf langfristig-intergenerationelle Bewegungen zwischen beruflichen Stellungen, Klassenlagen oder Schichten, die als Ausdruck der (ungleichen) Verteilung von Zugangschancen zu ungleich ausgestatteten Positionen begriffen werden. Eine hohe oder im Generationenvergleich steigende Beweglichkeit meint dann eine „offenere“ Sozialstruktur oder ein Mehr an Chancengleichheit. Daher stehen meist relative Mobilitätschancen, die den berufsstrukturellen Wandel bewußt ausblenden bzw. ihn durch die Verwendung geeigneter statistischer Verfahren „konstant“ setzen, im Mittelpunkt.

„So schmal… das systematisch erhobene Datenmaterial über Berufsgeschichten auch ist, so läßt es doch keinen Zweifel daran zu, daß das heutige Berufsleben durch häufigen Wechsel von Tätigkeiten, Berufen, Arbeitgebern und Arbeitsplätzen gekennzeichnet ist und daß diese Bewegungen oft Änderungen des persönlichen Status mit sich bringen. Das ist eine folgenschwere Tatsache für das Individuum wie für die Sozialstruktur.“

(Wilensky 1972 [1960]: 327).

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Literatur

  1. Mit solchen meist retrospektiv erhobenen Verlaufsdaten soll u.a. ein Problem gelöst werden, daß der Mobilitätsforschung lange Zeit zu schaffen machte (vgl. bes. Kleining 1971a, b; Mayer/Müller 1971, 1972): In älteren Mobilitätsuntersuchungen wurden häufig Söhne- bzw. — wesentlich seltener — Töchterpopulationen und Väterpopulationen, die verschiedenen Geburtskohorten entstammen, miteinander in Beziehung gesetzt. Das hatte zur Folge, daß Positionswechsel, die z.B. zwischen 1940 (Stellung des Vaters) und 1970 (Position des Sohnes/der Tochter zum Befragungszeitpunkt) stattfanden, genauso behandelt wurden, wie Mobilitätsvorgänge, die sich zwischen 1960 und 1970 abspielten, also „Karrieren“ unterschiedlicher Länge und Kohorten mit verschiedenen Eintrittsbedingungen vermengt wurden (vgl. Andreß 1984; Biossfeld 1989; Søren-sen 1986a). Erst eine auf der Zeitachse feiner abgestufte Registrierung von Eintrittsberufen und weiteren beruflichen Wechseln erlaubt ein Kontrolle von divergierenden „Risikozeiten“ und periodenspezifischen Sonderbedingungen.

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  2. Als Überblicke: Bielby 1981; Hopf 1992; zur international vergleichenden Statuserwerbsforschung’. Treiman/Ganzeboom 1990; Treiman/Yip 1989; Beispiele für die Bundesrepublik: Herz/ Wieken-Mayser 1977; Mayer 1991a; Mayer/Blossfeld 1990; Müller 1972, 1975; für Vergleiche diverser Modelle (Blau/Duncan 1967; Duncan/Featherman/Duncan 1972; Müller 1975; Jencks et al. 1972; Sewell/Hauser 1974; Haller/Portes 1973) siehe Hopf 1992 und Schwarz 1984.

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  3. Als Einführung: Langeheine 1980; Knoke/Burke 1981; als Anwendungen in Deutschland z.B. Handl 1988, 1991. Hauptzweck log-linearer Techniken, die von Hauser et al. (1975) in die Mobilitätsforschung eingeführt wurden, ist die Bestimmung „relativer“ Mobilitätsraten unabhängig vom Wandel positionaler Strukturen, der in die „absoluten“ Mobilitätsraten eingeht.

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  4. Zu Berührungspunkten von Arbeitsmarkt(segmentations)theorien und Mobilitätsforschung vgl. Baron/Bielby 1980; Berg (ed.) 1981; Blossfeld 1990a; Breiger 1981; Kalleberg/Sørensen 1979.

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  5. In diesem „strikten“ Sinne wurde die Strukturalistische Programmatik bisher meist für „geschlossene“, hierarchisch aufgebaute Positionssysteme — etwa in staatlichen Bürokratien oder in Großunternehmen (vgl. z.B. Brüderl 1991; Brüderl et al. 1991; White 1970b) — realisiert und nur vereinzelt auf nationale Arbeitsmärkte ausgedehnt (vgl. z.B. Harrison 1988, 1989). Dies hängt damit zusammen, daß selten direkte Informationen über (Veränderungen der) Positionsmuster und Vakanzketten vorhanden sind oder durch globale Indikatoren zur wirtschaftlichen Entwicklung, zu Arbeitsmarktbedingungen bzw. zum „Modernisierungsgrad“ einer Ökonomie substituiert werden können (vgl. Blossfeld 1989). Sofern in standardisierten Umfragen überhaupt versucht wird, Eigenschaften von Positionen mitzuerfassen (z.B. Erbslöh et al. 1990), geschieht dies in der Regel durch das „Nadelöhr“ einer Befragung von Personen, die etwas über die Positionen, die sie im Augenblick inne haben, berichten sollen — und nicht etwa durch eine davon unabhängige Bestimmung von Positionsstrukturen und -merkmalen, wie sie z.B. in organisations- oder industriesoziologischen Untersuchungen angestrebt wird.

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  6. Dem liegt die international unter der Bezeichnung „EGP-categories“ (nach Erikson/Goldthorpe/ Portocarero 1979, 1983) bekannte, eher „weberianische“ Klassenschematik Goldthorpes zugrunde (Goldthorpe 1980; Erikson/Goldthorpe 1992a: 35ff.; vgl. Ganzeboom et al. 1989, 1991), die auf der „International Standard Classification of Occupations“ (ISCO-Code) und der beruflichen Stellung aufbaut und auch im sog. „CASMIN“ -Projekt („Comparative Analysis of Social Mobili-ty in Industrial Nations“; vgl. Goldthorpe/Müller 1982) verwendet wurde. Für die Bundesrepublik haben Müller und Kurz (Kurz 1985) dieses Modell angepaßt; aktuellere Untersuchungen dazu sind z.B. Herz 1990 und Noll/Habich 1990.

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  7. Bereits aus einer Studie zur Mobilität von Arbeitern in den USA der 40er Jahre (Palmer 1954) folgert Wilensky (1972 [1960]: 339; 327f.), daß der „‘durchschnittliche Arbeiter’ in seiner 46jäh-rigen Berufsgeschichte etwa 12mal seinen Beschäftigung wechselt und lediglich einer unter fünf… während seines ganzen Arbeitslebens auf der gleichen beruflichen Ebene bleiben (wird)“. Und aus einer eigenen Untersuchung aus dem Jahre 1959 berichtet er u.a. folgende Ergebnisse: „Sowohl die Arbeiter, als auch die Angestellten waren nach Abschluß ihrer Ausbildung im Durchschnitt sechs Vollbeschäftigungen nachgegangen…, und hatten durchschnittlich drei Berufe.… Ein Fünftel der Angestellten und fast ein Drittel der Arbeiter hatten bis zum Untersuchungszeitpunkt eine ausgesprochen chaotische Berufsgeschichte hinter sich…. Sieben von zehn Angestellten und sechs von zehn Arbeitern waren über die Schichtgrenzen hinaus mobil. “

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  8. Im Unterschied zu solchen und ähnlichen Hinweisen auf eine tendenzielle, wenn auch langsame Öffnung des sozialen Raumes in der westdeutschen Geschichte führen Mayer/Blossfeld (1990) in einer wiederum auf der „Lebensverlaufsstudie“ beruhenden Untersuchung, die nicht nur den Einstiegsberuf, sondern auch die spätere Berufslaufbahn westdeutscher Männer berücksichtigt, Indizien für eine zunehmende Verhärtung in Prozessen der bildungsvermittelten, intergenerationellen Statusvererbung an. Allerdings scheint dies vor allem für die „männliche Linie“ zu gelten. Denn in einem komplexeren Modell, das auf derselben Datengrundlage für Söhne und Töchter auch den Bildungsstand der Mutter berücksichtigt, finden De Graaf/Huinink (1992) auch Anzeichen für eine Abschwächung der Zusammenhänge zwischen Berufsstatus des Vaters und Bildungserfolg der Kinder, während der Einfluß des väterlichen Bildungsstatus eher zunimmt. Auf alle Fälle wächst aber auch nach diesen Ergebnissen die Bedeutung erworbener und daher individuell zurechenbarer Bildungstitel und Kompetenzen für Statuserwerb und Statuserhalt — womit bil-dungsvermittelte Individualisierungsprozesse sich verstärken können.

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  9. Vgl. Berger 1986: 208; Blossfeld 1989: 148; Geißler 1992a: 199ff.; Kappelhoff/Teckenberg 1987:319.

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  10. Zum berufsstrukturellen Wandel in Richtung auf eine „Dienstleistungsgesellschaft“ u.a. Berger 1986; Biossfeld 1984a; 1989; Gross 1983; Haller/Müller (Hg.) 1983; Müller 1983a.

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  11. Eine Ausnahme scheint hier die von Wegener (1985, 1988) vorgeschlagene Prestigeskala darzustellen, die auf von den Betroffenen selbst vorgenommene, soziale Vergleichsprozesse zielt. Werden solche komplexen Prestigekonstrukte auf vergangene Sozialstrukturen zurückprojiziert, tauchen jedoch weitere, m.E. bisher nicht zufriedenstellend gelöste Probleme auf: Denn wie „mißt“ man, wenn Prestigezuschreibungen auf aktuellen sozialen Vergleichsprozessen aufbauen, das „Prestige“ eines Berufes, den jemand selbst, der Vater oder gar die Großväter vor mehreren Dekaden innehatte, ohne sich in einen Zirkel aus Rückprojektionen und Selbstbestätigungen zu verwickeln (vgl. Berger 1988a,b; 1989)?

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  12. So unterscheiden z.B. Bader/Benschop (1989) 19 ungleichheitsrelevante Ressourcen; Kreckel (1982; 1992) hat dagegen eine sparsamere Systematisierung in 4 Hauptressourcen (Reichtum/ Geld und Wissen/Titel als „distributive“, hierarchische Position/Rang und selektive Assoziation/ Zugehörigkeit als „relationale“ Ungleichheitsmomente) vorgeschlagen.

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  13. Zellen mit einem Assoziationsindex größer als 1 sind in den Tab. 4.1 und 4.3 grau hinterlegt. Müller (1975: 66) beschreibt die Eigenschaften dieses Index folgendermaßen: „Indexwerte von 1 bedeuten…, daß die Abstrom-Prozente identisch sind mit dem relativen Anteil des entsprechenden Berufskreises in der Sohngeneration und die Zustrom-Prozente mit dem relativen Anteil des entsprechenden Berufskreises der Vätergeneration. Indexwerte über bzw. unter 1 geben entspre-chend überproportionale bzw. unterproportionale Zustrom- und Abstromwerte an.“ Da es hier nicht um Chancenungleichheiten, sondern um das Gesamtausmaß von Fluktuationen geht und der Assoziationsindex im Unterschied zu den sog. „odds ratios“ von den Randverteilungen abhängt, wird auf eine weitere Interpretation dieser Maßzahl verzichtet.

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  14. Dieser Indikator für die Mannigfaltigkeit von Verläufen, dessen Maximum bei 1 und dessen Minimum im vorliegenden Fall bei 1/512 liegt — dies entspricht einem numerischen Wert von etwa 0,002 und gibt damit die Wahrscheinlichkeit für jeden einzeln Verlauf bei einer (fiktiven) Gleich-Verteilung an (vgl. Runyan 1980, 1984) -, wird aufgenommen, da hier die Zahl logisch möglicher Verlaufsformen wegen der kleinen Anzahl von Zeitpunkten sehr viel geringer ist als im Falle der für 10-Jahres-Zeiträume konstruierten Erwerbsverläufe.

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  15. Auch frühe Versuche (Miller/Form 1947; Form/Miller 1949; vgl. Carr-Hill/Macdonald 1973; Müller 1978a), die Vielfalt von Berufsverläufen graphisch darzustellen und zu typisieren, standen vor ähnlichen Problemen.

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Berger, P.A. (1996). Stabilität und Beweglichkeit im Raum beruflicher Stellungen. In: Individualisierung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83262-7_5

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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  • Online ISBN: 978-3-322-83262-7

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