Zusammenfassung
Die Ergebnisse der Experimente zu Kampfsportszenen, „Rambo“ und „Savage Street“ offenbarten ein Wirkungspotpourri der Spielfilmgewalt-Rezeption, das sich nicht auf die griffige Kurzformel einer durch Medien verrohten Gesellschaft bringen läßt. Empirische Befunde zwingen zur Differenzierung von Wirkungsaussagen, die sich den analytischen Luxus von Einerseits und Andererseits unbedingt leisten sollten. Empirisch gesichert ist, daß Gewaltbeobachter nicht automatisch der Täterperspektive zuneigen oder diese gar ungebrochen auf lebensweltliche Kontexte übertragen. Vielmehr fließt der Opferstandpunkt maßgeblich in die Rezeptionsresultate ein. Sowohl Täter- als auch Opfermodelle lassen den Zuschauern die Wahl zwischen perspektivanaloger und -kontrastiver Rezeption, was in der Regel zu multiplen Perspektivbildungen und synthetischen Bedeutungskonstruktionen führt. Linear-analoge Gewaltprojektionen, die zur Imitation des Gewaltmodells einladen, sind zwar prinzipiell nicht ausgeschlossen, aber als Extremfall innerhalb eines weit gespannten Antwortspektrums anzusehen. Die Wirkungsbandbreite der Spielfilmgewalt reicht von Gewaltrechtfertigung bis zur Gewaltablehnung, von der Angst bis zur unterhaltsamen Spannung, von politischer Entfremdung bis zu gesteigertem Selbstbewußtsein. Der Ereignisraum für Rezeptionseffekte geht also weit über bloße Nachahmung der Gewalt hinaus, deren Auftretenswahrscheinlichkeit nach den Befunden dieser Studie als relativ gering veranschlagt werden muß.
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© 1999 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen/Wiesbaden
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Grimm, J. (1999). Prädominanz der Opfer. Resümee der Wirkungsanalyse. In: Fernsehgewalt. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83252-8_15
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-83252-8_15
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-12668-5
Online ISBN: 978-3-322-83252-8
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