Zusammenfassung
Was heute sinnentleert einförmig die Umwelt belastet, die Kisten und Kästen der funktionalistischen Architektur, hatte im Augenblick der Entstehung, als das Neue Bauen am Beginn seiner Geschichte stand, einen geradezu dramatisch geballten Bedeutungsgehalt. Die funktionalistische Architektur der Gegenwart hat zum Hintergrund den avantgardistischen Protest, der sich seit etwa 1920 Geltung zu verschaffen suchte. Das Architekturprogramm dieser Avantgarde war von dem moralisch-ästhetischen Ideal des »Zurück-zur-Einfachheit« und damit von der sozialkritischen Kampfansage gegen die architektonischen Herrschaftsformen bestimmt. Der weiße Quader der Villa Savoye oder die ausgereiften Flügel des Dessauer Bauhauses standen als einsame Ankündigungen einer neuen Welt gegen eine in Prunk- und Repräsentationsgebärden erstickende Stadt des 19. Jahrhunderts. Die Verwirklichung einer Ästhetik der primären stereometrischen Körper war aufklärerischer Gestus. Die Rückführung der Architektur auf ihre stereometrischen Grundformen, der Verzicht auf jeden Schmuck und jedes Ornament, bedeutete weniger, dem Kalkül einer Wirtschaftlichkeitsrechnung zu gehorchen als vor allem die Absage an eine Tradition der Vorspiegelung falscher Tatsachen. Damit war gleichzeitig der Versuch der Veranschaulichung neuer Wertsetzungen verbunden.
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© 1987 Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig / Wiesbaden
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Klotz, H. (1987). Die klassische Moderne — Das Neue Bauen. In: Moderne und Postmoderne. Vieweg+Teubner Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83224-5_3
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