Zusammenfassung
Als der Formalismus der elementaren Quantentheorie konzipiert wurde, war es unklar, wie er sich mit der Erfahrung in Verbindung bringen ließ und welche anschauliche Vorstellung man mit seiner Anwendung verknüpfen sollte. „Der mathematische Apparat der … Theorie“, schreibt Heisenberg über dieses Stadium1, „lag … Mitte 1926 in seinen wichtigsten Teilen fertig vor, doch die physikalische Bedeutung war noch äußerst unklar.“ Es gab eine Reihe verschiedener Deutungen, deren jede sich aber im Laufe der Zeit als unbefriedigend erwies. Nur die Vorstellungen von Niels Bohr und seinen Mitarbeitern, die etwas später systematischer dargestellt wurden und dann den Namen „Kopenhagener Deutung“2 erhielten, schienen die meisten der Probleme zu lösen, an denen ihre Konkurrenten gescheitert waren. Diese Deutung wurde schließlich von der großen Mehrheit der Physiker angenommen, darunter auch einigen derer, die vorher philosophische Einwände gegen sie erhoben hatten3. Etwa von 19304 (oder eher von etwa 19355) bis 1950 war die Kopenhagener Deutung die Mikrophilosophie, und die Einwände einiger weniger Gegner, vor allem von Einstein und Schrödinger6, wurden immer weniger ernst genommen.
Descartes, der mir auf den Ruhm Galileis eifersüchtig gewesen zu sein scheint, hatte den Ehrgeiz, als Urheber einer neuen Philosophie zu gelten, die anstelle des Aristotelismus an den Hochschulen gelehrt werden sollte. Er brachte seine Vermutungen als Wahrheiten vor, beinahe, als ließen sie sich dadurch beweisen, daß er sie beeidete. Er hätte sein System der Physik als einen Versuch vorstellen sollen, zu zeigen, was man in dieser Wissenschaft als wahrscheinlich vermuten könne, wenn lediglich die Grundsätze der Mechanik zugelassen werden: das wäre wahrlich verdienstvoll gewesen; doch er ging weiter und behauptete, die exakte Wahrheit gefunden zu haben, womit er die Entdeckung echten Wissens sehr behindert hat. Huyghens
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Literatur
Vgl. D. Böhm, “Quantum Theory in Terms of Hidden Variables”, Phys. Rev. 85 (1951), S. 166 ff.
H. Butterfield, The Origins of Modern Science, London, 1957, S. 80. Dieses Buch enthält eine sehr wertvolle Darstellung der Rolle der experimentellen Methode im 17. Jahrhundert.
D. Böhm, Causality and Chance in Modern Physics, London, 1957.
Vgl. D. Böhm, Causality and Chance in Modern Physics, London, 1957, Kap. 4.
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© 1981 Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig
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Feyerabend, P.K. (1981). Probleme der Mikrophysik. In: Probleme des Empirismus. Wissenschaftstheorie Wissenschaft und Philosophie, vol 2. Vieweg+Teubner Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83165-1_19
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-83165-1_19
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag
Print ISBN: 978-3-528-08412-7
Online ISBN: 978-3-322-83165-1
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