Zusammenfassung
Der Sinn eines Vertrages liegt darin begründet, tur jede Partei individuelle Risiken zu definieren und sie daran festzuhalten. Risiken sind in diesem Zusammenhang als „aleatorische“, vom Zufall abhängige Abweichungen von einer bei Vertragsschluss vorgestellten Wirklichkeit zu verstehen. Diese Entfernung ist also gleichbedeutend mit dem individuellen Vertragsrisiko einer Partei und gibt an, bis zu welcher Belastungsgrenze eine Partei gehen will, um ihren Geschäftszweck zu verfolgen. Gleichermaßen wird durch die zusammengenommenen Vertragsrisiken der beiden Parteien der Vertragsinhalt definiert. Halten sich solche Abweichungen innerhalb der vertraglich festgelegten Risikoverteilung und stehen sie nicht im Widerspruch zum Gesetzesrecht, gilt (i. d. R.)1 der Vertrag. Dabei ist unbedingt eine strikte Trennung zwischen dem Geschäftszweck und dem daraus folgenden Geschäftsrisiko vorzunehmen, da die Gestaltung des Vertrages nicht dem „gemeinsamen Zweck“ (z. B. Erstellen eines Parkhauses), sondern der „Verteilung“ der individuellen Risiken (Auftraggeber übernimmt das Risiko für die Beschaffenheit des Baugrundes; Auftragnehmer übernimmt das Risiko für eine ausreichende Preisermittlung) dient.2 Für die Verteilung der Risiken ist in erster Linie der Parteiwille maßgebend. In Fällen, in denen kein ausdrücklicher Parteiwille formuliert ist, gilt Gesetzestypik oder von der Lebenserfahrung entwickelte Verkehrstypik.3
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Literatur
Vgl. Teil B, 1.1.2.2
Nur wenn eine Abweichung von der Wirklichkeit vorliegt, also Risiken für die Parteien aufkommen, ist eine geregelte Risikoverteilung notwendig. Die Bestätigung dessen, was ist, bedarf keines Vertrages.
Fikentscher, Die Geschäftsgrundlage als Frage des Vertragsrisikos, München: C.H. Beck, 1971, S. 32.
§ 1 VOB/B führt diese allgemeinen Bedingungen in den Bauvertrag ein und beschreibt Art und Umfang der auszuführenden Leistung. Die §§ 6, 7 und 10 VOB/B verteilen neben anderen Bestimmungen die Risiken zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer bei der Ausführung.
Vgl. dazu die Aufzählung der Geltungskriterien in § 1 VOB/B.
BGH ZfBR 1995, 302 = NJW-RR 1995, 1360 m.w.N.
Vgl. Teil B, 1.1.2.2
BGH NJW 1953, 1598; Döring in Ingenstau/Korbion, a. a. O., Teil B § 2 Rdn. 132.
Fikentscher, a. a. O., S. 35.
Riedl in Heiermann/Riedl/Rusam, Handkommentar zur VOB, Teile A und B, 8. Aufl., Wiesbaden/Berlin: Bauverlag, 2000, Teil B § 2 Rdn. 27.
Die Vorschrift des § 313 BGB spiegelt einen Hauptzweck des Schuldrechtsmodernisierungsgesetzes wieder: Anerkannte Rechtsinstitute (hier der “Wegfall der Geschäftsgrundlage”) sollen aus Gründen der Rechtssicherheit in das BGB integriert werden.
Riedl in Heiermann/Riedl/Rusam, a. a. O, Teil B § 2 Rdn. 27; OLG Köln Sch-F-H Nr. 1 zu § 649 BGB
BGH NJW 66, 105.
BGH WM 72, 888.
BGH NJW 76, 566.; vgl. Riedl in Heiermann/Riedl/Rusam, a. a. O., Teil B § 2 Rdn. 27.
Riedl in Heiermann/Riedl/Rusam, a. a. O., Teil B § 2 Rdn. 32.
Vgl. BGH Sch-F Z 2.311 Bl. 27.
BGHZ 37, 233, 240 = NJW 62, 1715, 1717; BGH MDR 78, 301.
Nicklisch in Nicklisch/Weick § 6 Rdn. 16
Fikentscher, a. a. O., S. 43.
Vgl. Teil B, 1.1.1 und 1.1.2
Hierbei ist zu berücksichtigen, dass das Vertragsrisiko nicht nur den normalen zu erwartenden Risikorahmen angibt, sondern auch den äußeren „Unzumutbarkeitsrahmen“. Eine gewisse Zumutbarkeitsspanne ist also jedem Vertragsrisiko zuzurechnen. Was innerhalb dieser Spanne liegt, gehört noch zum Vertragsinhalt und bestimmt die vertraglich geschuldete Leistung und Gegenleistung.
Vgl. Fußn. 22.
Vgl. Teil B, 1.1.3 und 1.2.3
Fikentscher, a. a. O., S. 44.
Im Prinzip findet eine Verlängerung der vertraglich fixierten Risikoverteilung über die Zumutbarkeitsgrenze hinaus in den Bereich der Unzumutbarkeit statt („Prinzip der Verlängerung“).
Statt einer Verlängerung des Vertragsrisikos in den eigenen Grundlagenbereich gilt der Umschlag des Vertragsrisikos in den Grundlagenbereich des anderen.
Vgl. Teil B, 1.2.2
Kleine-Möller in Kleine-Möller/Merl/Oelmaier, Handbuch des privaten Baurechts, a. a. O., § 10 Rdn. 292.
Vgl. Teil B, 1.2.2.1
Ebenso § 641 Abs. 1 Satz 1 BGB: „Die Vergütung ist bei der Abnahme des Werkes zu entrichten.“
Fikentscher, a. a. O., S. 58; vgl. Palandt/Sprau, Bürgerliches Gesetzbuch, 61. Aufl., München: C.H. Beck, 2002, §§ 644, 645 Rdn. 5.
Kleine-Möller in Kleine-Möller/Merl/Oelmaier, Handbuch des privaten Baurechts, a. a. O., § 10 Rdn. 297.
Vgl. Fikentscher, a. a. O., S. 58, 59.
Kleine-Möller in Kleine-Möller/Merl/Oelmaier, Handbuch des privaten Baurechts, a. a. O., § 10 Rdn. 298.
Kleine-Möller in Kleine-Möller/Merl/Oelmaier, Handbuch des privaten Baurechts, a. a. O., § 10 Rdn. 299.
Vgl. Teil B, 2.4.1.2
BGH NJW 1963, 1824; BGH BauR 1981, 71; OLG Hamm BauR 80, 576; OLG München ZfBR 92, 33.
Vgl. Döring in Ingenstau/Korbion, a. a. O., Teil B § 7 Rdn. 9; Riedl in Heiermann/Riedl/Rusam, a.a.O, Teil B § 7 Rdn. 9; Palandt/Sprau, a. a. O., § 645 Rdn. 9 f.
Riedl in Heiermann/Riedl/Rusam, a. a. O, Teil B § 7 Rdn. 9.
BGH NJW 1963, 1824.
OLG Köln OLGZ 75, 323.
OLG München ZfBR 92, 33.
ZfBR 1982, 114 = BauR 1982, 273 =NJW 1982, 1458.
Vgl. § 326 Abs. 2 Satz 2 BGB.
Döring in Ingenstau/Korbion, a. a. O., Teil B § 3 Rdn. la; OLG Düsseldorf MDR 1984, 756; BGH BauR 1984, 395; BGH BauR 1985, 561.
Unterlässt der Besteller seine Mitwirkung als bloße Obliegenheit, schadet er sich nach dem Konzept des BGB-Werkvertragsrecht nur selbst. Das Bauwerk kann dann zwar nicht gebaut werden, der Auftragnehmer kann aber Bezahlung minus ersparter Aufwendungen verlangen. Der Besteller kommt, wenn er die vom Auftragnehmer verlangte Mitwirkungshandlung nicht erbringt, nur in Annahmeverzug und schuldet dann eine „angemessene Entschädigung“gem. § 642 BGB. Allerdings steht es bei einer bloßen Obliegenheit ganz im Belieben des Bestellers, die Mitwirkungshandlung vorzunehmen oder zu unterlassen (Kapellmann/Schiffers, Band 1, a. a. O., Rdn. 1279).
BGH NJW 96, 1745.
BGH NJW 2000, 1336; Palandt/Sprau, a. a. O., § 642 Rdn. 2.
Vgl. Teil B, 1.2.2.1 bis 1.2.2.4
Fikentscher, a. a. O., S.62; VersR 1965, 803; vgl. Riedl in Heiermann/Riedl/Rusam, a. a. O, Teil B § 2 Rdn. 34, cc), kk).
Fikentscher, a. a. O., S.65; Riedl in Heiermann/Riedl/Rusam, a. a. O, Teil B § 2 Rdn. 34.
BGH L-M Nr. 57 zu § 242 BGB = BGH NJW 1969, 233.
BGH L-M Nr. 57 zu § 242 BGB = BGH NJW 1969, 233.
BGH VersR 1965, 803.
OLG Stuttgart JW 31, 551.
OLG Köln MDR 59, 660.
BGH Verkehrsblatt 63, 564.
BGH L-M Nr. 57 zu § 242 BGB = BGH NJW 69, 233.
BGH NJW 60, 1567.
Merl in Kleine-Möller/Merl/Oelmaier, Handbuch des privaten Baurechts, a. a. O., § 12 Rdn. 25; BGH NJW 1995, 787; OLG Frankfurt NJW 1983,456.
Die grundsätzlichen Ausnahmen hierzu, insbesondere nach § 645 BGB, sind im 1. Kap. B.I. und II. behandelt; vgl. Riedl in Heiermann/Riedl/Rusam, a. a. O, Teil B § 2 Rdn. 28.
Vgl. Teil B, 1.2.1.2
Riedl in Heiermann/Riedl/Rusam, a. a. O, Teil B § 2 Rdn. 21; OLG Köln BauR, 1995, 98.
Kapellmann/Schiffers, Band 1, a. a. O., Rdn. 602.
Vgl. Riedl in Heiermann/Riedl/Rusam, a. a. O, Teil B § 2 Rdn. 21; Kapellmann/Schiffers, Band 1, a. a. O., Rdn. 602; Keldungs in Ingenstau/Korbion, a. a. O., Teil B § 2 Rdn. 118; BGH BauR 1987, 683.
BGH BauR, 1998, 1089.
RGZ 64, 266, 162, 198.
Hat der Unternehmer seine Kalkulation zum Gegenstand seiner Angebotserklärung selbst gemacht, indem er die Kalkulation dem Angebot beigefügt hat, muss dem Besteller eine positive Kenntnis unterstellt werden, wenn sich der Tatbestand eines Kalkulationsirrtums und seiner unzumutbaren Folgen für den Bieter aus dessen Angebot oder den dem Auftraggeber bekannten sonstigen Umständen geradezu aufdrängt.
Ax, Vergabemanagement für öffentliche Auftraggeber, Band 1, Starnberg: Verlag R.S. Schulz, 2001, S. 188; BGH BauR, 1998, 1089.
Korbion/Locher, a. a. O., Rdn. 75; Korbion/Hochstein/Keldungs, a. a. O., Rdn. 73; BGH SFH § 9 AGB-Gesetz Nr. 8 = BauR 1983, 368 = NJW 1983, 1671 = ZfBR 1983, 188.
OLG Frankfurt BauR, 1980, 578.
Vgl. Riedl in Heiermann/Riedl/Rusam, a. a. O, Teil B § 2 Rdn. 22; Kapellmann/Schiffers, Band 2, a. a. O., Rdn. 303; Keldungs in Ingenstau/Korbion, a. a. O., Teil B § 2 Rdn. 121.
BGH BauR, 1972, 118.
OLG Celle 1998–22 U 95/97, BGB §§ 631, 242.
Das Urteil wurde vor dem Inkrafttreten des Schuldrechtsmodernisierungsgesetzes am 01.01.2002 gesprochen.
Keldungs in Ingenstau/Korbion, a. a. O., Teil B § 2 Rdn. 125; BGH NJW 1975, 39 = MDR 1975, 126.
BGH NJW 1969, 1759, 1760.
Riedl in Heiermann/Riedl/Rusam, a. a. O, Teil B § 2 Rdn. 26; Keldungs in Ingenstau/Korbion, a. a. O., Teil B § 2 Rdn. 127.
OLG Frankfurt BauR 80, 579.
Riedl in Heiermann/Riedl/Rusam, a. a. O, Teil B § 2 Rdn. 34.
BGH BB 64, 1397; OLG Köln Urt v. 11. 11. 1971 zitiert bei Jagenburg NJW 72, 1298.
OLG Köln Urt v. 19. 3. 1970 zitiert bei Jagenburg NJW 71, 1425.
BGH Sch-F Z 2.311 B1. 5.
BGH Sch-F Z 2.311 B1. 20.
Riedl in Heiermann/Riedl/Rusam, a. a. O, Teil B, Einf. zu §§ 8 u. 9 Rdn. 5; Vygen in Ingenstau/Korbion, a. a. O., Teil B, Einf. zu §§ 8 u. 9 Rdn. 7.
Palandt/Sprau, a. a. O., § 650 Rdn. 2.
OLG Frankfurt BauR 85, 207.
s. auch Fußn. 77.
Vygen in Ingenstau/Korbion, a. a. O., Teil B, Einf. zu §§ 8 u. 9 Rdn. 8.
Vgl. Nicklisch in Festschrift für Otto Sandrock, a. a. O., S. 713.
Palandt/Sprau, a. a. O., § 278 Rdn. 1; BGH 62, 119 (124); BGH NJW 1996, 464 (465).
BGH 95, 128 (132).
Nicklisch in Festschrift für Otto Sandrock, a. a. O., S. 719.
BGH NJW 1984, 1676 (1677).
BGH NJW 1987, 644 (645); Vygen, Bauvertragsrecht nach VOB und BGB, a. a. O., Rdn. 352 ff.
Vgl. Nicklisch in Festschrift für Otto Sandrock, a. a. O., S. 722; BGH NJW 1998, 456.
Vgl. Nicklisch in Festschrift für Otto Sandrock, a. a. O., S. 724.
BGH 66, 43.
OLG Nürnberg NJW R-R 93, 1304.
OLG Celle BauR 1996, 263 (264).
OLG Karlsruhe BauR 1997, 847 (848, 849).
In diesem Zusammenhang ist beispielsweise die Entwicklung bei der Fenster- und Türenherstellung für Gebäude oder der Einsatz von Betonfertigteilen im Industriebau aufzuführen.
Nicklisch in Festschrift für Otto Sandrock, a. a. O., S. 726.
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Ax, T., von Amsberg, P., Schneider, M. (2003). Risikoverteilung beim Werkvertrag unter besonderer Berücksichtigung des Bauvertrages. In: Risiken im Bauvertrag. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83015-9_4
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