Politische Seilschaften identifizieren und die Schlüsselinformationen herausfinden

Zusammenfassung

Aufgabe der Diagnose ist es, genau herauszufinden, wie sich politische Landschaften abbilden, und den Mut zu haben, dies auch vor versammelter Kundenmannschaft offen zu legen. Dass dies in einer sehr diplomatischen Form geschehen kann oder sollte, ist ein anderes Thema.

Vor einiger Zeit hatten wir das Vergnügen, nach und nach mit zwölf Niederlassungsleitern eines großen Bankhauses persönlich sprechen zu dürfen. Wir begaben uns also auf eine Reise quer durch Deutschland, und nach ungefähr anderthalb Wochen befanden wir uns im Zustand der kompletten Konfusion. Jedes Gespräch war furchtbar nett und freundlich verlaufen. Der Kaffee wurde überall heiß serviert, die Einladungen zum Essen waren teilweise ein kulinarisches Erlebnis. In allen Häusern erlebten wir ein unglaublich starkes Entgegenkommen. Doch trotz der Zustimmung, die uns zuteil wurde, waren wir am Ende der Dienstreise verzweifelt und verwirrt.

Jeder der zwölf Fürsten, die wir aufsuchen durften, sprach sich offen und eindeutig für das vorgeschlagene Programm aus. Man lobte die Idee des Vorsitzenden Vorstands als hervorragend, erklärte auch, dass dieser Entwurf in der jetzigen Marktsituation genau das Richtige wäre. Bis auf einige Nuancen, bei denen es sich jedoch lediglich um Marginalien handele, stimme man mit den Vorschlägen des Vorstandsvorsitzenden völlig überein, hieß es in sämtlichen Niederlassungen. Der Münchener ließ zwischen den Zeilen durchblicken, warum er das Programm eigentlich nicht anwenden würde, der Niederlassungsleiter in Leipzig vertrat die Meinung, dass er das Programm einsetzen wolle, ohne groß nachzufragen, denn das, was der Vorstandsvorsitzende vorschlage, müsse ja richtig sein. Dem Kölner war es egal, weil ja eh jedes Jahr ein neues Programm käme, und der Berliner fand das Konzept hervorragend, bevor er mit einigen Strichen auf einem Blatt Papier rasch ein Gegenkonzept entwarf. Weitere Einzelheiten ersparen wir Ihnen. Nur so viel: Keiner der Herren wollte seine Bedenken öffentlich machen.

Auf was waren wir hier gestoßen? Ganz klar, auf Seilschaften, Machtkämpfe, gegenseitige Diffamierungen und Statusspiele. Auch dabei gab es eine K-Frage. Es war längst klar, dass der Vorstandsvorsitzende in zwei Jahren seinen Job aus Altersgründen aufgeben würde, und an allen Ecken und Enden wurde schon mit den Hufen gescharrt und um die Nachfolge gebuhlt. Dabei war die inhaltliche Auseinandersetzung fast allen Gesprächspartnern ein absolut ehrliches Anliegen.

Wir erlebten einen Sumpf an politischen Querinteressen, die auch den besten inhaltlichen Ansatz zugeschüttet hätten.