Physiker und technischer Optiker bei Carl Zeiß

Zusammenfassung

In der Forschung hatte Abbe anfangs noch gleichermaßen an Grundlagenproblemen der Mathematik und Physik gearbeitet, wie das aus den angeführten Zitaten im vorhergehenden Abschnitt ersichtlich ist. Das sollte sich ab 3. Juli 1866 ändern, als er zusätzlich zu seinen Lehraufgaben an der Universität als wissenschaftlicher Mitarbeiter — in Form einer lockeren Verbindung — in die feinmechanische Werkstätte von Carl Zeiß eintrat, um gemeinsam mit ihm das Arbeitsfeld „Mikroskopbau“wissenschaftlich zu kultivieren. Hierbei waren vor allem seine physikalischen und technischen Ambitionen und Erfahrungen gefragt, die Zeiß durch die Arbeitskontakte mit ihm inzwischen schätzen gelernt hat, als er seit 1863 nach dessen Konstruktionsvorschlägen einige Apparate für die Vorlesung über Meßinstrumente und für das physikalische Praktikum herstellte.⁹ Zeiß ging damit erneut eine Zusammenarbeit zugunsten seines Unternehmens mit einem Wissenschaftler ein, nachdem er schon einmal eine solche mit Friedrich Wilhelm Barfuß bis zu dessen Tod 1854 gepflegt hatte, ohne daß in bezug auf das — aus Objektiv und Okular — zusammengesetzte Mikroskop für ihn verwertbare Ergebnisse herausgekommen wären.

Gemeinsames Ziel von Carl Zeiß und Ernst Abbe im Mikroskopbau ab 1866 war das neugeordnete „Zusammenwirken von Wissenschaft und technischer Kunst“. „Der arbeitenden Hand dürfe dabei keine andere Funktion mehr verbleiben, als die genaue Verwirklichung der durch Rechnung bestimmten Formen und Abmessungen aller Konstruktionselemente und der praktischen Erfahrung keine andere Aufgabe, als die Beherrschung der Methoden und Hilfsmittel, die für letzteres, die körperliche Verwirklichung, geeignet sind.“ Ernst Abbe, Dezember 1896 [3, S. 65]