Polemik und Spiritismus

Zusammenfassung

Während sich Zöllner an den Fortschritten der praktischen Astrophysik in Bothkamp erfreute, selbst eine Fülle neuer Ideen zur Erforschung der Sterne produzierte und weithin ein hohes Ansehen genoß, arbeitete er an einem umfangreichen Buch, dem ersten nach den „Photometrischen Untersuchungen“ von 1865. Es erschien im Jahre 1872 — wie schon das frühere im Verlag seines Freundes Wilhelm Engelmann — unter dem Titel „Über die Natur der Cometen. Beiträge zur Geschichte und Theorie der Erkenntnis“. Dieses mehr als 500 Seiten umfassende, der Erinnerung an Johannes Kepler gewidmete Werk ist in mehrerer Hinsicht bemerkenswert: Erstens stellt es einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der Physik der Kometen dar, wie der Titel bereits zum Ausdruck bringt. Zweitens sind in diesem Buch zahlreiche, z. T. bereits früher zitierte Einsichten über die Bedeutung der Philosophie für den Naturwissenschaftler dargelegt. Drittens schließlich — und hierauf gründet sich vor allem das Echo dieses Buches in der wissenschaftlichen Öffentlichkeit — setzt sich Zöllner in dem Werk mit zahlreichen Mißständen im Wissenschaftsbetrieb seiner Zeit auseinander, und zwar mit einer an Schärfe oft kaum noch überbietbaren Polemik. Insbesondere diese Polemiken sind keineswegs durchweg zu rechtfertigen, obwohl ihnen in vielem auch ein wahrer Kern. innewohnt. Alles in allem ist „Die Natur der Cometen“ ein Konglomerat voller Widersprüche, das einerseits geniale Denkansätze, andererseits aber auch unsinnige Verstiegenheiten enthält. Zudem ist es allein inhaltlich eine absonderliche Mischung aus Fachbuch, philosophischer Abhandlung, historischer Untersuchung, Polemik, astronomischer Spezialstudie und Edition. Teile der Fachwelt reagierten scharf ablehnend auf das Buch, wodurch sich Zöllner zu weiteren Polemiken veranlaßt fühlte. Mit dem „Kometenbuch“ beginnt die „polemische Epoche“ seines Lebens.