Zusammenfassung
Bisher wurden in der Arbeit aus informationsökonomischen Modellen Empfehlungen für die Beschaffung entwickelt, konkrete Hinweise zur Umsetzung der Ergebnisse unterblieben allerdings. Auch in anderen Teildisziplinen der Betriebswirtschaftslehre, in denen sich im Gegensatz zur Beschaffung die Informationsökonomie seit langem als Analyse-instrument etabliert hat, so z.B. in der Organisation, der Finanzwirtschaft oder dem Controlling,433 besteht hinsichtlich konkreter Umsetzungen ein gewisses Defizit. Trotz der längeren „Tradition“ des Einsatzes der Informationsökonomie beschäftigt sich der Großteil der Arbeiten mit Weiterentwicklung der Grundlagen der Theorie. In den meisten Beiträgen werden Detailprobleme auf formal hohem Niveau ausführlich analysiert, auf die Möglichkeiten der praktischen Umsetzung wird dabei kaum eingegangen. Auch wenn immer wieder darauf hingewiesen wird, daß es sich bei den Ergebnissen vor allem um Einsichten in Wirkungszusammenhänge und nicht um Entscheidungsmodelle handelt, die beispielsweise zu konkreten Entlohnungsfunktionen führen würden,434 so ist dieser Zustand letztlich auch ein Anstoß zur Kritik an der Informationsökonomie. Diese reicht von dem Hinweis, daß die Relevanz der Informationsökonomie aufgrund ihrer restriktiven Annahmen stark eingeschränkt sei,435 bis zur grundsätzlichen Ablehnung der Methodik.436 Um so wichtiger sind die relativ wenigen Beiträge, die sich mit der praktischen Umsetzung der Ergebnisse der Informationsökonomie beschäftigen.437 Sie zeigen, daß es sich bei solchen Analysen nicht um „Sandkastenspiele“ von Wissenschaftlern handelt, sondern daß mit Hilfe der Ergebnisse auch direkt real bestehende Probleme gelöst werden können. Dies soll auch in diesem Kapitel gezeigt werden, in dem die Anwendung des im vorherigen Kapitel dargestellten Anreizschemas bei der Deutschen Bahn (DB) AG beschrieben wird.
Es ist nicht genug, zu wissen, man muß es auch anwenden. (Johann Wolfgang Goethe)
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Literatur
Vgl. hierzu beispielsweise die Lehrbücher von Laux (1997), Franke/Hax (1999) oder von Ewert/Wagenhofer (2000).
Löhr/Osterloh (1993) S. 143 bezeichnen die Verwendung der neuen Mikroökonomik im Rahmen der Organisationstheorie als eine „rein wissenschaftliche Analyseübung“, vgl. auch zu einer ausführlichen Kritik Meinhövel (1999).
Vgl. zu der grundsätzlichen Unterscheidung von Abweichungsursachen Ewert/Wagenhofer (2000), S. 342f.
Bei der Wahl der Verbesserungen wird man grundsätzlich mit den Maßnahmen beginnen, die den größten Erfolg versprechen. Ist eine simultane Veränderung der Abläufe nicht notwendig, so besitzt das sukzessive Vorgehen auch den Vorteil, daß die Wirkungen einzelner Maßnahmen besser ermittelt werden können.
Die HOAI wird vom Bundesministerium für Wirtschaft erlassen und besitzt Gesetzescharakter.
Alle Werte sind in Euro, vgl. Deutscher Bundestag (2001), S. 24.
Vgl. Reichelstein/Osband (1984), Osband/Reichelstein (1985) und Reichelstein (1992), Laffont/Tirole (1986).
Hierbei handelte es sich um die Wahl der vorgegebenen Mindest-und Höchstsätze sowie die Festlegung der vom A+I geforderten Prozentpunkte.
Vgl. Kapitel 5 und Kirby et al. (1991), es handelt sich dabei um die Annahme, daß die Inverse-HazardRate streng monoton steigen muß und die dritte Ableitung der Nutzenfunktion U(s) nicht negativ sein darf.
Dies muß nicht so sein, bei Crémer/Khalil/Rochet (1998) wird der Bericht vom Prinzipal benutzt, um das Produktionsniveau festzulegen.
Die fachliche Leitung lag bei Herrn Volker Bilgram, einem Mitarbeiter des Controllings der DB Netz AG, und dem Verfasser.
Diese Züge können sich bei einer Kurvendurchfahrt wie ein Motorradfahrer mit bis zu 80 in die Innenseite der Kurve neigen. Dadurch können Kurven mit bis zu 30% höherer Geschwindigkeit durchfahren und die Reisezeiten auch auf Nicht-Hochgeschwindigkeitsstrecken verkürzt werden.
Auch Holmström/Milgrom (1991) erklären die unterschiedliche Vertragsgestaltung bei privaten und institutionellen Bauherrn dadurch, daß institutionelle Bauherren in der Lage sind, Qualitätsstandards zu spezifizieren und zu kontrollieren, vgl. S. 34.
Vgl. hierzu Laffont/Tirole (1993), S. 61f. Zur Diskussion der Möglichkeit ex-post effizienter Wiederverhandlungen siehe Tirole (1999), S. 753.
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Beißel, J. (2003). Ein Praxisbeispiel für den Einsatz eines Anreizsystems in der Beschaffung — Die Vergabe von Planungsleistungen im Baugewerbe. In: Anreizsysteme in der Beschaffung. Schriften zur quantitativen Betriebswirtschaftslehre. Deutscher Universitätsverlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-81682-5_6
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