Gewinnrealisation vor dem Hintergrund divergierender Bestimmungsgrundlagen

Zusammenfassung

Das System der handelsrechtlichen Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung wird maßgeblich durch das als ein kodifiziertes „Fundamentalprinzip“²³⁸ geltende Realisationsprinzip geprägt.²³⁹ Nach § 252 Abs. 1 Nr. 4 HGB ist „vorsichtig zu bewerten…; Gewinne sind nur zu berücksichtigen, wenn sie am Abschlußstichtag realisiert sind“. Im Kern determiniert das „aus dem Gewinnermittlungsprinzip folgende“²⁴⁰ Realisationsprinzip den Handelsbilanzgewinn nicht als Reinvermögenszuwachs nach Maßgabe einer zweitwertorientierten Vermögensermittlung, sondern als einen am Absatzmarkt konkretisierten Umsatzgewinn.²⁴¹ Durch die Umsatzbindung wird das Realisationsprinzip zum „Eckpfeiler der Periodenabgrenzung“²⁴². Das Realisationsprinzip transformiert in seinen verschiedenen Ausprägungen die Einnahmen-Ausgaben-Rechnung in eine Ertrags-Aufwands-Rechnung.²⁴³ Der durch das Gesetz (§ 252 Abs. 1 Nr. 4 Hs. 2 HGB) als Umsatzgewinn konzipierte Gewinn stellt sich als die positive Differenz von Erträgen und Aufwendungen dar²⁴⁴, so daß das Realisationsprinzip als Gewinnermittlungsprinzip in zwei Ausprägungen in Erscheinung tritt: Als Ertragsrealisationsprinzip entfaltet es maßgebliche Bedeutung für den Zeitpunkt and die Höhe des Ertragsausweises.²⁴⁵ Die mittels dieser umsatzorienferten Ertragskonzeption intendierte vorsichfge Gewinnermittlung „wäre indes wenig sinnvoll, gäbe es nicht ebenso strenge Grundsätze der Aufwandserfassung im Sinne einer Verknüpfung von Ertragsund Aufwandsberücksichfgung“²⁴⁶; Realisation bedeutet insofern Nettorealisation²⁴⁷. Die umsatzabhängige Aufwandsperiodisierung wird insoweit durch das Realisationsprinzip in seiner Ausprägung als Aufwandsrealisationsprinzip bestimmt.²⁴⁸