Zusammenfassung
Die vorliegende Untersuchung fragt nach den Möglichkeiten und Verfahrensweisen der Kunstkritik heute. In einer Zeit, in der Kunstkritik weiterhin praktiziert wird, ihr Anspruch jedoch durch vielerlei Bedenken und Selbstzweifel beschädigt zu sein scheint, hat dieses Vorhaben keine Zeitkonjunktur auf seiner Seite. Damit entsteht Freiraum für wissenschaftliche Forschung, die Kunstkritik jenseits einer modisch gewordenen Abrechnung neu zu beschreiben sucht. An die Stelle einer Einschätzung der Kunstkritik als Instanz apodiktischer Wertung der Kunst entlang der Differenz gelungen/misslungen tritt eine Sicht, die Kunstkritik als kommunikative Leistung zwischen Kunst und Diskurs ansieht. Insofern signalisiert der Titel dieser Arbeit einen Paradigmenwechsel. Kunstkritik wird nun nicht weiter nach den Maßgaben obsoleter Fortschrittsmodelle eingeordnet, sondern als Modellfall einer Kultur kommunikativer Übertragung und Vernetzung analysiert. Die dafür zu entwickelnden Modelle sollen deskriptive Leistungsfähigkeit mit normativer Verbindlichkeit zusammenführen. Ziel dieser Untersuchung ist ein Verständnis von Kunstkritik, dass ihre Orientierungsleistung in einem unübersichtlichen Szenario sich überschneidender Kunstrichtungen und -diskurse ernst nimmt und entsprechend sichtbar machen will. An die Stelle einer weiteren Verurteilung der Kunstkritik wegen angeblicher Rückständigkeit tritt die unvoreingenommene Sichtung ihrer Möglichkeiten und Defizite. Sie wird nicht länger als Richterspruch verkannt, sondern als Evaluation, und dass heißt als wahrnehmende und kommunizierende Erprobung der Kunst anders als bisher begriffen. Kunstkritik wird daher nicht mehr von einem erhöhten Standpunkt aus dekretiert, sondern mitten im Kunstgeschehen als bewegliche Praxis geübt. Nur so kann sie im Zeitalter nach dem Überholungsfuror der Avantgarden bestehen.
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Lüddemann, S. (2004). Einleitung. In: Kunstkritik als Kommunikation. Kommunikationswissenschaft. Deutscher Universitätsverlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-81331-2_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-81331-2_1
Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag
Print ISBN: 978-3-8244-4565-3
Online ISBN: 978-3-322-81331-2
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