Zusammenfassung
Wir alle haben eine schlechte Meinung über die Korruption — und das ist gut so; denn (aktive) Bestechung und (passive) Bestechlichkeit gehören zu den dunklen Seiten menschlicher Betätigung, die den Hautgout des Illegalen und Unmoralischen haben. Bei näherem Zusehen schwindet allerdings die Sicherheit des Urteils. Die Erfahrung lehrt nämlich, dass es Fälle von Korruption gibt, die Verständnis finden, ja unvermeidlich sind. Zwei Beispiele mögen das illustrieren. Als erstes sei der Fall eines Eisenbahnbeamten in einem Entwicklungsland angeführt, der für die Bereitstellung von knappem Transportraum zuständig ist. Er lässt sich von einem Bahnkunden für die vorzeitige Zuteilung von Güterwagen bestechen und sorgt so für seine (Groß-) Familie, die er auf andere Weise nicht unterhalten kann. Zweitens sei auf den Fall eines (aus rassischen Gründen) verfolgten Arztes verwiesen, der um Leib und Leben fürchten muss. Er besticht einen Grenzschutzbeamten, der die Befugnis für die Ausstellung von Ausreisedokumenten hat, und rettet sich so vor der verbrecherischen Staatsgewalt. Bei der Bewertung von Korruptionsvorgängen sollte man auch nicht vergessen, dass wir alle — so vermute ich — bei der einen oder anderen Transaktion schon einmal mit einem „Bakschisch“nachgeholfen haben.
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© 2003 Deutscher Universitäts-Verlag/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Schmidt, K. (2003). Korruption aus (vorwiegend) ökonomischer Sicht. In: von Nell, V., Schwitzgebel, G., Vollet, M. (eds) Korruption. Deutscher Universitätsverlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-81310-7_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-81310-7_6
Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag
Print ISBN: 978-3-8244-4542-4
Online ISBN: 978-3-322-81310-7
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