Zusammenfassung
Um das Paradoxon gleich vorweg zu benennen: von unzähligen Abhandlungen über seinen ebenso grandiosen wie monströsen Schullehrerkosmos wimmelt es allenthalben in den Arbeiten zu Wilhelm Raabe1, hingegen sind fundierte didaktische Bemühungen um Raabes Werke selbst kaum oder selten eingehender unternommen worden.2 Woran liegt das? Die schwarze Galeere hieß viele Jahrzehnte das nationaldidaktische Schlachtschiff und besiegelte das Schicksal einer lange Zeit einseitigen schulischen Raabe-Didaktik3, die damit in unerquicklicher Weise bedenkliche Schlagseite erfahren mochte. Daneben schafften nur wenige Werke Wilhelm Raabes, hier und da, vorübergehend den Sprung in Schulcurricula, und mitunter zudem noch ohne genaue Kennzeichnung durch den Autorennamen. Sogar die obengenannte ständige Lieblingsnovelle von Deutschlehrergenerationen, die ihre exotisch-abenteuerliche Stoffwahl aus dem Niederländischen Unabhängigkeitskrieg bezog, trat den Schülern oft nicht einmal als Werk des Autors Wilhelm Raabe ins Bewusstsein. So berichtet der renommierte Deutschdidaktiker Hubert Ivo über seine eigene frühe Wahrnehmung als Schüler zutreffend: „Wie ist es mir mit Raabe ergangen? Zunächst einmal: Da gab es nicht Raabe, da gab es nur die,Schwarze Galeere‘.“4
O Wilhelm Raabc, Du bist wunderlich, der Oberlehrer Doktor Neubauer ist es noch mehr, aber fraglos ist der Wandelstern Tellus es am Meisten. Wozu wandelt er und wir auf ihm? Wenn Du doch einmal einen gelehrten Schulmeister auftreiben könntest, der diese Frage endgültig in einem deutschen Aufsatzthema erledigen ließe! (W. Jensen im Brief an Raabe, 1876)
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Literatur
Heinrich Heine: Wilhelm Raabe als Klassenlektüre zur Kriegszeit. In: Pädagogische Zeitung 43 (1914) 50, S. 849f.
Juliane Eckhardt: Die Werke Wilhelm Raabes im Literaturunterricht. In: Diskussion Deutsch 12 (1981) 57, bes. S. 16–23.
Siegfried Hajek: Wilhelm Raabe und die Jugend unserer Zeit. In: Jahrbuch der Raabe-Gesellschaft 1 (1960), S. 11.
Hans-Werner Peter: „Wilhelm Raabe kommt in den bundesdeutschen Lehrplänen nicht vor.“In: Mitteilungen der Raabe-Gesellschaft (1979), S. 13.
Ludwig Marcuse: Mein zwanzigstes Jahrhundert. Auf dem Weg zu einer Autobiographie. Zürich 1975, S. 21.
Vgl. stellvertretend das Urteil Edwin Nerudas vom 12. Oktober 1899. In: BA, Ergänzungsband 4, S. 137.
Günther Belaschk: „Horacker“von Wilhelm Raabe. Analyse und Unterrichtsentwurf für das 10. Schuljahr. In: Deutschunterricht 5 (1952) 3, S. 147–152, hier S. 151.
Hubertus Fischer: „Was fangen wir mit Horacker an?“. Ein unbekannter Brief Wilhelm Raabes an Carl Schlütes. In: Jahrbuch der Raabe-Gesellschaft 2000, S. 96–101.
Rolf Vollmann: Die wunderbaren Falschmünzer. Ein Roman-Verführer 1800 bis 1930. Frankfurt/M. 1997, S. 528.
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Thielking, S. (2002). Von Horacker und anderen Rackern. In: Thielking, S. (eds) Raabe-Rapporte. Literaturwissenschaft/Kulturwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-81274-2_7
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