Zusammenfassung
In diesem Kapitel ist vor allem zu diskutieren, warum das von der militärischen Alternativenbewegung im Deutschland der End-70er und der 80er Jahre angeschlagene Thema sich für eine relativ kurze Zeit eines allerdings nicht sehr prominenten Platzes im Lichte der Öffentlichkeit erfreute, dann aber recht plötzlich wieder verschwand — so plötzlich, daß viele wohl den Eindruck eines Abschieds auf Nimmerwiedersehen hatten. Dahinter steht, etwas genereller formuliert, das Problem, ob sich die Frage einer am Ziel militärischer Stabilität orientierten Spezialisierung auf die Defensive überhaupt als Gegenstand von öffentlichen Kommunikationsprozessen eignet, von denen erwartet wird, daß sie “Politik kontrollieren”.
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Anmerkungen
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- 4.Ebenda, insbesondere Kapitel 4.Google Scholar
- 5.Siehe insbesondere auch: B. Bond, Liddell Hart. A Study of his Military Thought, 2. Auflage, Aldershot 1991.Google Scholar
- 6.Mearsheimer, a.a.O., Kapitel 3.Google Scholar
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- 8.Mearsheimer, a.a.O., Kapitel 8.Google Scholar
- 9.Ebenda, Kapitel 5, vgl. auch: B. H. Liddell da, Kap’ gl Hart, Lebenserinnerungen, Düsseldorf 1966, 2. Teil.Google Scholar
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- 14.C. Messenger, a.a.O., S. 9 ff..Google Scholar
- 15.Mearsheimer, a.a.O., Kapitel 8; dessen Analyse ist durch - vorsichtige - Aussagen B. Bonds zumindest tendenziell gedeckt; siehe: Ders., a.a.O., Kapitel 8 und 9.Google Scholar
- 16.Siehe auch: B. H. Liddell Hart 1966, a.a.O., 2. Teil.Google Scholar
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- 1.Dieser Abschnitt konnte sehr profitieren von: B. Moller, Resolving the Security Dilemma in Europe. The German Debate on Non-Offensive Defence, London 1991.Google Scholar
- 2.Gerade die besonders stabilitätsbewußten militärischen Alternativen haben bekanntlich Konzepten des Disengagement gegenüber mit beträchtlicher Skepsis reagiert: können doch waffenfreie oder auch nur “verdünnte” Zonen als Einladung zur Aggression verstanden werden.Google Scholar
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- 1.Um auf das Politische militärischer Strukturen hinzuweisen, hat H. Afheldt seinem Schlüsselwerk einen entsprechenden Untertitel gegeben: Ders., Verteidigung und Frieden: Politik mit militärischen Mitteln, München 1976.Google Scholar
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- 3.Siehe die Kontroverse zwischen den folgenden beiden Autoren: G. Danker, “Defensive Verteidigung”. Ein gefährlicher Pleonasmus und seine Hintergründe, Neue Zürcher Zeitung (NZZ), 22. Mai 1995, S. 15, und L. Unterseher, Stabilität mit weniger Rüstung - kein triviales Problem, NZZ, 28. Juni 1995, S. 15.Google Scholar
- 4.Study group on Alternative Security Policy (SAS), Project on Defense Alternatives (PDA), Confidence-Building Defense. A Comprehensive Approach to Security and Stability in the New Era. Application for the Newly Sovereign States of Europe, Cambridge, Massachusetts, Bonn 1994, S. 57.Google Scholar
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- 6.Dies war ein Einwand, der insbesondere zur Argumentationsroutine von Offizieren der Bundeswehr gehörte. In NATO-Kreisen ist diese Kritik insbesondere von C. J. Dick vertreten worden: Ders. Und L. Unterseher, Dialogue on the Military Effectiveness of Non-provocative Defence, in: F. Barnaby, M. ter Borg (Hg.), Emerging Technologies and Military Doctrine: A Political Assessment, London 1986.Google Scholar
- 7.Typische Beispiele sind: K. P. Stratmann, “AirLand Battle” - Zerrbild und Wirklichkeit, Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP-AP 2397), September 1984; H. Magenheimer, Rogers-Plan, “AirLand Battle” und die Vorneverteidigung, Aus Politik und Zeitgeschichte, B 48/1984.Google Scholar
- 8.war von Paul-Werner Krapke die Anregung gekommen, den Kampfpanzer Leopard 2 nur zu einem Drittel der geplanten Beschaffungszahl zu bauen, statt dessen aber einen schweren KanonenjagdpanzPr (“Kasematt”-Lösung ohne Turm) zu entwickeln und in Sperrverbänden zu verwenden: Ders., Verstärkung unserer Abwehr - Warum keine Jagdpanzer? Wehrtechnik (WT), Bd. 13, Heft 8/1981. Krapke hielt einen solchen Jagdpanzer wohl nicht für ein “rein defensives” Waffensystem, aber doch für ein besonders effizientes und kosteneffektives Element einer stabilen Verteidigung. Sein Plädoyer machte vor allem deswegen Furore, weil er - ehemals Projektbeauftragter fir den Leopard 2 im Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung - als der “Vater” dieses Panzers gilt. Umgehend wurde er amtlicherseits “korrigiert” - und zwar auf eine Weise, die an Schärfe nichts zu wünschen ließ: E. Walter, Offensive und defensive Waffensysteme? Zur Frage des Kanonenjagdpanzers, WT, Bd. 13, Heft 9/1981. Nur wenig später, nach einer im Januar 1984 vom Bundesverteidigungsminister angeordneten Bestandsaufnahme der Rüstungsvorhaben, geriet ein Kanonenjagdpanzer (fast à la Krapke) mit 1.700 Exemplaren (zusätzlich zum Leopard 2!) in die amtliche Planung, wurde als Bekräftigung des Verteidigungswillens gefeiert und verschwand dann - in der zweiten Hälfte der 80er Jahre-aus Gründen der Ressourcenknappheit wieder von der Beschaffungsliste. (Hintergrundinformation: Paul Werner Krapke ist seit 1982 Mitglied der Studiengruppe Alternative Sicherheitspolitik.)Google Scholar
- 9.V. Krbning MdB, Luftverteidigungskonzeption und Eurofighter 2000, unveröffentlichtes Manuskript, Bonn - Bremen, November 1995, S. 11 ff..Google Scholar
- 10.Zwiespältiges Ende der Genfer Minenkonferenz, NZZ, 4./5. Mai 1996; Antwort der Bundesregierung, Stand, Forschung und Entwicklung bei Landminen, Bundestagsdrucksache 13/1473.Google Scholar
- 11.Eine Ausnahme bildet die Arbeit von J. Cock, Light Weapons Proliferation in Southern Africa as a Social Issue, Präsentation auf dem Arms Industry Workshop (organisiert von der Environmental Monitoring Group und dem Centre for Conflict Resolution), Johannesburg, B. Februar 1996. Jacklyn Cock konnte zeigen, daß sich das Problem der Verbreitung leichter Waffen in Südafrika nicht durch internationale Abmachungen und Grenzkontrollen gegen einschlägigen Schmuggel lösen läßt. In ihrem Land zumindest ist das “Leichtwaffenproblem” hausgemacht und nur - sehr langfristig - über seine sozialen Ursachen zu packen.Google Scholar
- 12.Sagte auf einem sicherheitspolitischen Hearing der Grünen im Bundestag, im Frühjahr 1984, eine Aktivistin: “Einen Technokommando-Macho möchte ich nicht zum Freund haben!”.Google Scholar