Kulturelle Rahmenbedingungen und Adaptionsprobleme der chinesischen Gesellschaft für eine Risikokultur

Zusammenfassung

Im Hinblick auf eine Potentialanalyse für Regierung, Mitarbeiter und Öffentlichkeit und eine anschließende Betrachtung der finanzwirtschaftlichen Applikation der Risikokultur im Hinblick auf die Anwendung von Ratings, sei zunächst kritisch auf diesbezüglich konstitutive Kriterien verwiesen, die auch als „Philosophie“ den Basel II Kriterien für Bankenratings vorangestellt sind (vgl. Kapitel 8). Demzufolge werden eine gesunde makroökonomische Struktur, eine gute öffentliche Infrastruktur (rechtliche Rahmenbedingungen, Rechnungslegung, Qualifizierung des Personal) und insbesondere eine gesunde Risiko- und Kreditkultur als wesentliche Kriterien der Basel Philosophie gesehen. Die in China, und damit vornehmlich im chinesischen Bankwesen zu implementierenden Basel II Kriterien für Bankenratings sind im Kontext dieser Arbeit schon insofern kritisch zu hinterfragen, als sie überwiegend „westlichen Instrumentarien“ und „westlichem Denken“ entspringen. Die demnach vorausgesetzte Risiko- und Kreditkultur mag zwar in der chinesischen Gesellschaft grundsätzlich vorhanden sein, allerdings wird diese von chinesischen und westlichen Finanzakteuren unterschiedlich wahrgenommen (siehe unten). Solche, insbesondere westliche, Wahrnehmungen sind im allgemeinen stark subjektiv, da sie erlernt, selektiert und darüber hinaus von eigenen kulturellen Denkmustern geprägt sind²⁸⁶. Es werden aus westlicher Sicht oftmals „sinokulturelle“ Eigenschaften gesehen, die nicht zwangsläufig vorhanden sind, oder Eigenschaften nicht wahrgenommen, die dennoch existieren. (Vgl. hierzu auch in Kapitel 9 und 10). Systembedingte Fehlentwicklungen von chinesischen Unternehmensstrukturen oder Finanzmärkten werden mit dem Hinweis auf „kulturelle Faktoren“, wie dem vermeintlichen Hang zum Autoritarismus oder Bürokratismus, kausal fragwürdig verankert²⁸⁷.