Zusammenfassung
Obwohl es trotz einiger Bemühungen bislang keine Allgemeine Betriebswirtschaftslehre gab, wurde eingangs die These vertreten, dass sie sowohl notwendig als auch möglich ist. Neben einer Kritik der traditionellen Grundlagen bestand daher die zweite Zielsetzung des hier vorliegenden Werkes darin, zu zeigen, wie die Konzeption einer Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre vorstellbar ist. Eine solche Konzeption muss vor allem daraufhin beurteilt werden, inwieweit sie jene zentralen Aufgaben erfüllen kann, die dem Grundlagenbereich der Betriebswirtschaftslehre gestellt werden: Zum einen die allgemeine und realistische Erfassung, Beschreibung und Erklärung des Untersuchungsgegenstandes (theoretisches Erkenntnisinteresse), zum anderen die Abgabe von Empfehlungen zur dessen Gestaltung (praktisches Gestaltungsinteresse). In Bezug auf beide Aspekte sollten sowohl inhaltliche Festlegungen getroffen als auch wissenschaftstheoretisch gezeigt werden, wie dies geschehen kann bzw. sollte. Gelingt es, hierzu erste und allgemeine Annahmen überzeugend zu formulieren, wird damit auch gleichzeitig die Konstituierung der Betriebswirtschaftslehre als Einzelwissenschaft geleistet.
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Literatur
Rühli, E. (1989), S. 102.
Dass die Produktions- und Arbeitsverhältnisse wiederum als Rahmenbedingungen oder gar als „Sachzwänge“die Existenz und das Bewusstsein des Menschen sowie sein Entscheiden, Handeln und Verhalten beeinflussen, ist selbstredend (es sei hier auf die These der reflexiven Beziehung im Abschnitt 4.3.3. hingewiesen). Nichtsdestotrotz bleibt es ein Faktum, dass der Mensch entscheidet, dass er Dinge ändern kann und dass daher zuerst das Entscheiden, Handeln und Verhalten des Menschen und erst dann die Dinge kommen. Aus diesem Grund ist auch das ökonomisch-technokratische Wissenschaftsprogramm zur Erklärung des betrieblichen Geschehens ungeeignet; es setzt nämlich bei den Mitteln, genauer: bei den Transformationsprozessen von Gütern und dem hierzu notwendigen Einsatz von Produktionsfaktoren an, obwohl diese letztendlich das Ergebnis menschlichen Tuns sind und damit auch nur von dieser Seite her verstehbar und erklärbar sind: Betriebe sind auch ohne Maschinen und Fabriken, ohne Produktions- und Kostenfunktionen, selbst ohne Hierarchie und Kontrolle vorstellbar, aber Maschinen, technisch-ökonomische Funktionen und die Hierarchie sind nicht ohne den Menschen vorstellbar und erklärbar (vgl. auch Popper, K. R. (1945/1980a), S. 135).
Auch wenn es sich hierbei zunächst „nur“um Funktionallehren, wie: Management und Führung, Organisation, Personal und Marketing handelt und die sozialwissenschaftlichen Erkenntnisse oftmals lediglich instrumentalisiert werden. Doch gerade mit den modernen Management- und Organisationstheorien (vgl. die beiden Sammelbände von Wunderer, R. (Hrsg.) (1994b) „Betriebswirtschaftslehre als Management- und Führungslehre“und Ortmann, G./Sydow, J./Türk, K. (Hrsg.) (2000a) „Theorien der Organisation. Die Rückkehr der Gesellschaft“) kann gezeigt werden, dass wesentliche Aspekte des gesamten betrieblichen Geschehens adäquat erfasst, beschrieben und erklärt werden können
Vgl. auch Egner, H. (1984), S. 423.
Vgl. bspw. Ulrich, H. (1970), S. 18 oder Ordelheide, D. et al. (1991a), S. V.
Vgl. Hill, W. (1994), S. 123.
Es sei hier an die im Abschnitt 1.2. widerlegte These einer Summenlehre erinnert.
Hier wird nur auf diesen einen Aspekt aus dem Münsteraner Thesenpapier eingegangen (vgl. Hochschullehrer… (1989), S. 657. Die „Klammer- und Integrationsfunktion“ist dort vor allem in der These 1 sowie ergänzend in der These 2 aufgeführt). Die in dem Thesenpapier insgesamt zur betriebswirtschaftlichen Forschung und Lehre geäußerten Gedanken und Thesen teile ich im großen und ganzen, sind hier aber nicht Gegenstand der Erörterung. Für zustimmende Ergänzungen siehe bspw. auch Steinmann, H. (1990), dezidiert kritisch werden die Thesen dagegen bspw. von Schneider, D. (1990) und Eischen, R. (1995) gesehen.
Hochschullehrer… (1989), S. 657.
Pack, L. (1989), S. 263.
Beide Zitate Gutenberg, E. (1989b), S. 157. Übrigens war es Gutenberg selbst, der sich durch den Import neoklassischer Theorien und Methoden aus der Nationalökonomie sowie deren mathematische Sprache bzw. Methode in die Betriebswirtschaftslehre gegen die damals herrschende Meinung stellte und so wesentlich zu „verschiedenen Sprachen“innerhalb der Betriebswirtschaftslehre beitrug (vgl. Mellerowicz, K. (1953b), S. 554).
Ulrich, P. (1994), S. 180.
Weber, M. (1904/1973), S. 241.
Stüdemann, K. (1988), S. 57.
Kuhn, T.S. (1962/1997), S. 20, der sie dort als „traditionszerstörende Ergänzungen zur traditionsgebundenen Betätigung der normalen Wissenschaft“bezeichnet.
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Diefenbach, T. (2003). Zur Möglichkeit und Zukunft der Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre. In: Kritik und Neukonzeption der Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre auf sozialwissenschaftlicher Basis. Wirtschaftswissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-81094-6_8
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