Das informationelle Kapillarsystem

Zusammenfassung

Medien sind das zentrale Handlungsfeld der Neuen Rechten. Sie haben aber auch für den übrigen Rechtsextremismus an Bedeutung gewonnen. Dies gilt desto mehr, je stärker dieses politische Lager von losen Strukturen geprägt ist. Vor allem seit den 1990er Jahren haben flexible Aktionsbündnisse, informelle Projekte und regionale Kameradschaften starren Organisationen den Rang abgelaufen. Vernetzung genießt Priorität vor formalen Hierarchien. Gleichzeitig hat sich der Aktionsschwerpunkt des deutschen Rechtsextremismus verlagert: Er hat sich fortbewegt von den klassischen Sphären politischen Handelns, den Wahlkämpfen und Parlamenten; vielmehr bemüht sich die Szene zunehmend, den vorpolitischen Raum, den Alltag, zu politisieren; eine „rechtsextremistische Erlebniswelt“ zu entfalten, in der sich Lifestyle und Agitation verbinden. Der Politikwissenschaftler Hans-Gerd Jaschke hat bereits in den frühen 1990er Jahren auf solche bewegungsförmigen Züge des Rechtsextremismus hingewiesen (Jaschke 1993). Von diesem Ansatz geht der folgende Beitrag aus.¹