Zusammenfassung
Überhangmandate sind eine Besonderheit des deutschen Wahlsystems, die von jeher das Interesse der Wahltheoretiker und Verfassungsjuristen gefunden hat. Dieses Interesse wurde weiter angefacht, als nach der Wiedervereinigung die Anzahl der Überhangmandate sprunghaft anstieg. Die Großzahl der Publikationen zu Überhangmandaten beschäftigt sich vor allem mit der juristischen Frage, inwieweit durch Überhangmandate der Wahlrechtsgrundsatz der Gleichheit verletzt wird (u.a. Meyer 1994; Nicolaus 1995a, 1995b, 1996; Poschmann 1995; Schmidt 1995; Mann 1996; Naundorf 1996; Papier 1996; Lenz 1996, 1997; Adamski 1997; Bücking 1998; Jesse 1998). Dies war auch der Anlass der Verfassungsklage, die das Land Niedersachsen nach der Bundestagswahl 1994 angestrengt hat und die vom Bundesverfassungsgericht am 10. April 1997 (BVerfGE 95: 335) dahingehend entschieden wurde, dass das Anfallen von Überhangmandaten nicht als verfassungswidrig anzusehen ist. Ein Teil der Publikationen hat sich jedoch auch mit den „Ursachen“ der Entstehung von Überhangmandaten beschäftigt (u.a. Schwarz 1962; Nicolaus 1995b; Papier 1996; Rindsfüßer/Schäfer-Walkmann 1998; Grotz 2000). Als solche Ursachen wurden dann vor allem die Wahlkreiseinteilung, die Wahlbeteiligung, die Verrechnungsformel, die Wahl von Parteien, die nachher nicht im Parlament vertreten sind, das Stimmensplitting und auch die Anzahl der konkurrierenden Parteien ausgemacht.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Adamski, Heiner: „Überhangmandate“ und „Grundmandate“. In: Gegenwartskunde 46 (1997), S. 201–211.
Aldrich, John/Nelson, Forrest D.: Linear Probability, Logit, and Probit Models. Beverly Hills: Sage, 1985.
Behnke, Joachim: „Normale Überhangmandate“ und der Kontext ihrer Entstehung. Bamberger Beiträge zur Politikwissenschaft, Nr. I-3. Bamberg, 2002a.
Behnke, Joachim: Bundestagswahl 2002. Die Bombe tickt weiter: Das immer noch existierende Problem der Überhangmandate und mögliche Lösungen. Bamberger Beiträge zur Politikwissenschaft, Nr. I-4. Bamberg, 2002b.
Behnke, Joachim: Ein integrales Modell der Ursachen von Überhangmandaten. In: Politische Vierteljahresschrift 44 (2003a), S. 41–65.
Behnke, Joachim: Überhangmandate. Ein (behebbarer) Makel im institutionellen Design des Wahlsystems. In: Zeitschrift für Politikwissenschaft 13 (2003b), i.E.
Behnke, Joachim/Kamm, Ruth/Sommerer, Thomas: Der Effekt der Neueinteilung der Wahlkreise auf die Entstehung von Überhangmandaten. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen (2003), S. 122–145.
Bücking, Hans-Jörg: Der Streit um Grundmandatsklausel und Überhangmandate. In: Jesse, Eckhard/Löw, Konrad (Hrsg.): Wahlen in Deutschland. Berlin: Duncker & Humblot, 1998, S. 141–216.
Farrell, David M.: Electoral Systems. A Comparative Introduction. Houndsmill: Palgrave, 2001.
Gelman, Andrew/King, Gary: Estimating the Electoral Consequences of Legislative Redristicting. In: Journal of the American Statistical Association 85 (1990), S. 274–282.
Grotz, Florian: Die personalisierte Verhältniswahl unter den Bedingungen des gesamtdeutschen Parteiensystems. Eine Analyse der Entstehungsursachen von Überhangmandaten seit der Wiedervereinigung. In: Politische Vierteljahresschrift 41 (2000), S. 707–729.
Hempel, Carl G.: Aspekte wissenschaftlicher Erklärung. Berlin: de Gruyter, 1977.
Jesse, Eckhard: Grundmandatsklausel und Überhangmandate: Zwei wahlrechtliche Eigentümlichkeiten in der Kritik. In: Kaase, Max/Klingemann, Hans-Dieter (Hrsg.): Wahlen und Wähler: Analysen aus Anlass der Bundestagswahl 1994. Opladen: Westdeutscher Verlag, 1998, S. 15–41.
Kendall, M.G./Stuart, A.: The Law of Cubic Proportion in Election Results. In: British Journal of Sociology 1 (1950), S. 183–197.
Kohlsche, Andreas: Wählerverhalten und Sozialstruktur in Schleswig-Holstein und Hamburg von 1947 bis 1983. Opladen: Leske + Budrich, 1985.
Laakso, Markku/Taagepera, Rein: “Effective” Number Of Parties. In: Comparative Political Studies 12 (1979), S. 3–27.
Lenz, Christofer: Die Vorschläge der Reformkommission zur Änderung des Bundeswahlgesetzes. In: Zeitschrift für Rechtspolitik 29 (1996), S. 345–349.
Lenz, Christofer: Grundmandatsklausel und Überhangmandate vor dem Bundesverfassungsgericht. In: Neue Juristische Wochenschrift 50 (1997), S. 1534–1537.
Mann, Gerald H.: Die unumgängliche Umkehr bei der Berechnung von Überhangmandaten: Reformvorschläge. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen 27 (1996), S. 398–404.
Meyer, Hans: Der Überhang und anderes Unterhaltsames aus Anlaß der Bundestagswahl 1994. In: Kritische Vierteljahresschrift für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft 77 (1994), S. 312–362.
Naundorf, Christian: Der überflüssige Überhang: Reformvorschläge. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen 27 (1996), S. 393–397.
Nicolaus, Helmut: Stimmgewicht und Erfolgschancengleichheit im Wahlverfassungsrecht. Prinzipielle Bemerkungen zur Zählwertgleichheit und zur Inflation der Überhangmandate. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen 26 (1995a), S. 353–371.
Nicolaus, Helmut: Demokratie, Verhältniswahl & Überhangmandate. Eine Studie zum Wahlverfassungsrecht. Heidelberg: Manutius Verlag, 1995b.
Nicolaus, Helmut: Die unzulängliche Rechtfertigung der Überhangmandate: Aufklärungsversuche. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen 27 (1996), S. 383–393.
Nohlen, Dieter: Wahlrecht und Parteiensystem. Opladen: Leske + Budrich, 2000.
Papier, Hans-Jürgen: Überhangmandate und Verfassungsrecht. In: Juristen Zeitung 51 (1996), S. 265–274.
Poschmann, Thomas: Wahlrechtsgleichheit und Zweistimmensystem. In: Bayerische Verwaltungsblätter 41 (1995), S. 299–302.
Rae, Douglas W.: The Political Consequences of Electoral Laws. New Haven: Yale University Press, 1967.
Rindsfüßer, Christian/Schäfer-Walkmann, Susanne: Wahlarithmetische Kabinettstückchen: Mandate im Überfluß oder wie Überhangmandate die Wahl entscheiden. In: ZA-Informationen 43 (1998), S. 124–134.
Schmidt, Rolf: Überhangmandate — Ist ein Ausgleich verfassungsrechtlich verboten? In: Zeitschrift für Rechtspolitik 28 (1995), S. 91–94.
Schreckenberger, Waldemar: Zum Streit über die Verfassungsmäßigkeit der Überhangmandate. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen 26 (1995), S. 678–683.
Schwarz, Karl: Die Ursachen der Überhangmandate bei Bundestagswahlen und Möglichkeiten zu ihrer Beseitigung. In: Die öffentliche Verwaltung 15 (1962), S. 373–378.
Taagepera, Rein/Shugart, Matthew Soberg: Seats and votes. New Haven: Yale University Press, 1989.
Tufte, Edward R.: The Relationship between Seats and Votes in Two-Party Systems. In: American Political Science Review 67 (1973), S. 540–554.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 2004 VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Behnke, J. (2004). Parteienstruktur und Überhangmandate. In: Brettschneider, F., van Deth, J., Roller, E. (eds) Die Bundestagswahl 2002. Schriftenreihe des Arbeitskreises „Wahlen und politische Einstellungen“ der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft (DVPW), vol 10. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80998-8_14
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-80998-8_14
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8100-4123-4
Online ISBN: 978-3-322-80998-8
eBook Packages: Springer Book Archive