Zusammenfassung
Nachfolgend soll es um eine Konsequenz aus obigem Referat gehen, nämlich der Frage, wie sich die Verbindungslinien zwischen Wohlfahrtsstaatsforschung und Policy-Analyse beschreiben lassen und wo Möglichkeiten zur Weiterentwicklung von Erkenntnissen empirischer und theoretischer Natur zu suchen sind. Lässt man die Ausführungen von Schmid Revue passieren, dann fallen zwei Punkte besonders ins Auge. Zum einen wird deutlich, dass die Wohlfahrtsstaatsforschung einen erheblichen Beitrag dazu geleistet hat, die klassische Programmatik der Policy-Analyse innerhalb in der Politikwissenschaft zu verankern. Dazu gehören u. a. die empirische Output- bzw. Leistungsmessung der Staatstätigkeit, die Analyse der Wirkungen von policies und die Indikatorenbildung, die der vergleichenden Einordnung und Bewertung nationaler Wohlfahrtsstaatsprofile dient. Erinnert man sich an die ersten Selbstvergewisserungen im Verhältnis zwischen — damals noch relativ neuer — Policy-Forschung und etablierter Politikwissenschaft zurück (vgl. Hartwich 1985), dann wird erkennbar, dass vieles, was seinerzeit umstritten war, heute selbstverständlich geworden ist. Insbesondere ist die output-Dimension des Regierens gegenüber der ehedem stark input-lastigen, auf Wahl- und Parteienforschung ausgerichteten Politikwissenschaft zu einer gleichwertigen Analyseperspektive aufgestiegen. Die Wohlfahrtsstaatsforschung hat durch ihre geglückte Symbiose aus empirischer Sättigung einerseits und immer wieder anregender Theorie- und Konzeptbildung andererseits auch einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung und Professionalisierung der Politikwissenschaft geliefert, die nach den empiriearmen, aber verschleißintensiven Debatten über Staatsableitung, Klassenkampf und Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus einer Neuorientierung bedurfte.
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Literatur
Hartwich, Hans-Hermann (Hrsg.), 1985: Policy-Forschung in der Bundesrepublik Deutschland, Opladen: Westdeutscher Verlag.
Hérietier, Adrienne (Hrsg.), 1993: Policy-Analyse. Kritik und Neuorientierung (Politische Vierteljahresschrift Sonderheft 24 ). Opladen: Westdeutscher Verlag.
Howlett, Michael/M. Ramesh, 1995, Studying Public Policy. Policy Cycles and Policy Subsystems. Toronto: Oxford University Press.
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Döhler, M. (2004). Kommentar zu Josef Schmid. In: Holtmann, E. (eds) Staatsentwicklung und Policyforschung. Schriften der Sektion Regierungssystem und Regieren in der Bundesrepublik Deutschland der Deutschen Vereinigung für Politsche Wissenschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80971-1_9
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