Zivilgesellschaft jenseits der Bühne: Theater, Bildung und bürgerliches Mäzenatentum

Zusammenfassung

Manche Kritiker halten „Zivilgesellschaft“nicht ganz zu Unrecht für einen Modebegriff, der unter einer „akuten definitorischen Unschärfe“leidet (Edwards/Foley 2001: 4; von Beyme 2000). Trotz dieser Schwierigkeiten erscheint die Idee der Zivilgesellschaft aber weiterhin als ein nützliches Instrument zur Untersuchung moderner Gesellschaften, insbesondere wenn man die Spannung zwischen dem oft normativ verstandenen Ideal der civil society und dem tatsächlichen Zustand realer Gesellschaften in Rechnung stellt, die von fast allen hervorgehoben wird, die sich um eine Definition und Eingrenzung des Begriffs bemühen. Wie die anderen Beiträge dieses Bandes versucht auch dieser Aufsatz, eine genauere Bestimmung dessen zu leisten, was wir unter Zivilgesellschaft und den mit ihr verbundenen sozialen Praktiken verstehen. Allerdings konzentriere ich mich dabei auf die historische Untersuchung konkreter gesellschaftlicher Vorgänge, um im nächsten Schritt zu fragen, wieweit uns solche „von der Zivilgesellschaft wahrgenommenen“Aufgaben neue Möglichkeiten eröffnen, den Begriff einzugrenzen und zu verstehen (Eberly 2000: 6). Am Beispiel des kulturellen Mäzenatentums im Deutschland des 19. Jahrhunderts soll die bewusste Konstruktion und der Aufstieg der Zivilgesellschaft im kleinen Maßstab verfolgt werden. Die Konzentration auf eine eng gefasste Fallstudie ermöglich es, die vielfältigen Annäherungen an die Zivilgesellschaft zu beschreiben, die mit lokalen sozialen Praktiken verbunden sind.

Dieser Aufsatz wurde von Thorsten Opitz, Sven Reichardt und Ralph Jessen aus dem Englischen übersetzt.