Zusammenfassung
Ehe und Familie unterliegen seit Jahrzehnten einem dramatischen gesellschaftlichen Wandel. Die „riskanten Freiheiten“ (Beck & Beck-Gernsheim 1994), die die Gesellschaft heute in Gestalt von zunehmender Pluralisierung und Individualisierung bietet, haben insbesondere auch Ehe und Familie mit vielfältigen Folgen erfasst. Während vor drei Jahrzehnten lediglich jede fünfte Ehe geschieden wurde, kommen heute in den westlichen Industrienationen auf zehn jährlich neu geschlossene Ehen vier geschiedene, in Großstädten noch deutlich mehr. Aber nicht nur die Scheidungsrate ist ein Indikator für den familiären Wandel, sondern vor allem die Zunahme unterschiedlichster Formen des Zusammenlebens von leiblichen und nichtleiblichen Eltern und Kindern: Nur noch ein Bruchteil der heute geborenen Kinder und Jugendlichen wächst gemeinsam mit beiden leiblichen Eltern auf. An die Stelle der Kernfamilie treten mehr und mehr Scheidungsfamilien, allein erziehende Familien, Zweit- und Stieffamilien, Adoptiv-, Pflege- und Inseminationsfamilien. Zusätzlich erhöht wird diese Vielfalt durch Bi-Konfessionalität (christlich, jüdisch, moslemisch, buddhistisch), Bi-Nationalität, Bi-Lingualität, bi-kulturellen Hintergrund, gleichgeschlechtliche Elternpaare oder Eltern mit einem behinderten Erwachsenen oder behinderten Kindern (Diez, Krabbe & Thomsen 2002: 23). Beck-Gernsheim (1994) sieht die Gesellschaft deshalb schon auf dem Weg zur „post-familialen Familie“. Da außerdem „Eltern und Kinder“eine drastisch erweiterte Spanne über fünf bis sechs Jahfzehnte gemeinsamer Lebenszeit haben, die sie an verschiedenen Orten verleben, spricht Bertram (2000) von „multilokalen Mehrgenerationsfamilien“; gleichzeitig veränderte sich das Verhältnis zwischen Kindern und Eltern grundlegend: „Kinder sind heute nicht mehr Nachfolger, sondern Lebenspartner“ (Bertram 2000: 34).
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Bastine, R.H.E., Ripke, L. (2005). Mediation im System Familie. In: Falk, G., Heintel, P., Krainz, E.E. (eds) Handbuch Mediation und Konfliktmanagement. Schriften zur Gruppen- und Organisationsdynamik, vol 3. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80955-1_10
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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