Zusammenfassung
Als klassisches Thema der Soziologie hat soziale Ungleichheit auch in der modernen, postindustriellen Gesellschaft kaum an Bedeutung und Interesse verloren, selbst wenn sich die Betrachtungsweisen und Forschungsperspektiven teilweise verändert haben. Fragen der Verteilung von Einkommen, Vermögen und finanziellen Lasten, Armut und Reichtum, aber auch die Chancen des Erwerbs von Bildungsabschlüssen und des Zugangs zu attraktiven Berufspositionen stehen nach wie vor im Zentrum wissenschaftlicher und politischer Diskussionen. Dabei geht es nicht zuletzt auch um die Frage, wie viel Gleichheit möglich und für das gesellschaftliche Wohlergehen zuträglich ist und wie viel Ungleichheit akzeptabel, erträglich und für Wettbewerb und Wachstum erforderlich erscheint1. Dass eine ungleiche Verteilung von Ressourcen und Belohnungen als inakzeptabel, problematisch oder gar anstößig betrachtet wird, ist keineswegs selbstverständlich, sondern nur dann zu erwarten, wenn sie aus der Sicht der Gesellschaftsmitglieder mit geltenden Wertvorstellungen (wie z.B. Gleichheitsidealen) oder sozialen Normen (z.B. Fairnessregeln) kollidiert. Mit anderen Worten: Sowohl in ihrem Ergebnis als auch den ihr zugrunde liegenden Verteilungsregeln und Reproduktionsmechanismen bedarf soziale Ungleichheit in modernen Gesellschaften der Legitimation, aber Ungleichheit kann durchaus auch als legitim angesehen werden, wenngleich das an bestimmte Voraussetzungen geknüpft und keineswegs selbstverständlich ist.
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Noll, HH., Christoph, B. (2004). Akzeptanz und Legitimität sozialer Ungleichheit. In: Schmitt-Beck, R., Wasmer, M., Koch, A. (eds) Sozialer und politischer Wandel in Deutschland. Blickpunkt Gesellschaft, vol 7. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80949-0_5
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