Organisationen neu denken? Das Beispiel Internationale Frauenuniversität

Zusammenfassung

Es war der Traum für viele frauen- und gleichstellungspolitisch arbeitende Wissenschaftlerinnen: Statt alte Strukturen in bestehenden Hochschulen in mühseligen Arbeitssitzungen zu kritisieren oder Energien in häufig nicht wirklich respektierten Gleichstellungsstellen zu verpulvern und an ungeliebten Gleichstellungsrichtlinien zu arbeiten, schien im Sommer 2000 endlich eine Vision konkrete Gestalt anzunehmen. Mit der Gründung der ersten Internationalen Frauenuniversität „Technik und Kultur“ (ifu) in Deutschland im Rahmen der Expo 2000 sollte ein Ort geschaffen werden, „an dem die feministische Wissenschafts- und Institutionenkritik produktiv umgesetzt werden kann: eine eigene Hochschule eben“ (Neusel/Bradatsch/Kreutzner 2000: 7, Herv. dort). Zu nichts weniger als der „Vollendung der Demokratie“ (Metz- Göckel 1995) sollte die Gründung einer Frauenhochschule beitragen. Zwar warnten manche Stimmen, einschließlich ifu-Präsidentin Neusel, früh vor übertriebenen Erwartungen und Romantizismen. Auch die Auseinandersetzungen im frauenpolitischen Vorfeld dämpften die Vorfreude bei einigen, weil die ifu als elitär kritisiert wurde (für kritische Perspektiven siehe Nohr 2000, Bischof 2000). Dennoch wurde die ifu-Gründung wohl von allen Beteiligten als auf absehbare Zeit einmalige Chance gesehen, mit gewisser finanzieller Absicherung nicht Altes reformieren, sondern Neues schaffen zu können.^[1]