Zusammenfassung
Der morgendliche Dunst hat sich bereits gehoben und der Blick auf die erwachende Stadt lässt ahnen, dass es ein, wenngleich noch ein wenig kühler, aber sicher ein sonniger Frühlingstag werden wird. Es ist ein Morgen in einem dieser seltenen Jahre, in dem die wichtigsten Feiertage der großen Weltreligionen, des Islams, des Christentums und des Judentums fast gleichzeitig begangen werden: Die einen feiern Kurban Bajram, das heilige Opferfest, die anderen mit Ostern die Auferstehung Christi, und mit dem Pesah-Fest wird dem jüdischen Exodus gedacht. Mögen diese Feierlichkeiten in vielen Teilen der Welt, gerade wenn sie so eng zusammenfallen, bewusst zur Abgrenzung vom jeweils Andersgläubigen führen, oder gar zu Aufwiegelung und Religionshass, gibt es Orte, an denen seit jeher gerade in diesem Augenblick ein Zeichen gelebter Toleranz und Gemeinsamkeit gesetzt wird. Zu diesen Orten gehört die Stadt Sarajevo, in der seit über 500 Jahren Moslems, katholische und orthodoxe Christen sowie Juden gemeinsam leben und im Miteinander eine Kultur der Toleranz erschaffen und bewahrt haben, ohne die Eigenstän-digkeit ihrer Religionen aufzugeben.
„Aber wir haben nun einmal so gefeiert, wie wir gefeiert haben — in der halbzerstörten Stadt, derart eingekreist, dass nicht einmal ein Vogel herein oder heraus kann, in einer Stadt, die nur deshalb von einem derartigen Schicksal ereilt wurde, weil ihre Bewohner zusammenleben wollten, mit allen gegenseitigen Unterschieden in Sprache, Religion und Kultur.“1
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Literatur
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Dzevad Karahasan: Tagebuch der Aussiedlung, Klagenfurt/Salzburg 1993
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Malcolm Noel: Geschichte Bosniens, Frankfurt a.M. 1996
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Behija Zlatar: Zlatno doba Sarajeva, Sarajevo 1996
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© 2004 Verlag Leske + Budrich, Opladen
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Godec, G. (2004). Leben zwischen Mahala und Čaršija Toleranz in Sarajevo im Spannungsverhältnis von Eigenständigkeit und Gemeinsamkeit. In: Hering, S. (eds) Toleranz — Weisheit, Liebe oder Kompromiss?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80941-4_7
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