Zusammenfassung
Die Auffassungen darüber, was es mit der Toleranz auf sich habe, gehen weit auseinander. Johann Wolfgang von Goethe zum Beispiel hat sich relativ skeptisch gegenüber der Toleranz geäußert. Er meinte, „Toleranz sollte eigentlich eine nur vorübergehende Gesinnung sein. Sie muss zur Anerkennung fuhren. Dulden heißt beleidigen!“1 Goethe stützt mit dieser Auffassung all jene, denen es bei der Regelung des Zusammenlebens unterschiedlicher Religionen und Kulturen um das Primat der Gleichberechtigung geht: Um gleiche Rechte also, um politische Partizipation und um den freien Zugang zu allen Berufen und Positionen. „Andere“ nur zu dulden, sich ihnen gegenüber freundlich und möglichst wenig diskriminierend zu verhalten, sie aber von den wesentlichen Bestandteilen der Bürgerrechte auszuschließen, ist in der Tat eine halbherzige, wenn nicht sogar „beleidigende“ Haltung. Wenn sie nicht mit gleichen und allgemeinen Rechten verbunden ist, wird Toleranz zum „Gestus“ — zu einer freundlichen Haltung, die aber, wenn der Wind sich dreht, in Diskriminierung und Feindschaft umschlagen kann.
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Literatur
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Hering, S., Lützenkirchen, HG. (2004). Ist Toleranz Weisheit, Liebe oder Kompromiss? Ein Ausblick. In: Hering, S. (eds) Toleranz — Weisheit, Liebe oder Kompromiss?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80941-4_13
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Print ISBN: 978-3-8100-3882-1
Online ISBN: 978-3-322-80941-4
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