Der 1. Arab Human Development Report: Zielsetzung und Ergebnisse

Zusammenfassung

Wenn man unter Entwicklung eine Steigerung der Lebensqualität der Bevölkerung eines Landes versteht, kann ein solcher mehrdimensionaler Prozess nicht nur an wirtschaftlichen Indikatoren wie dem Pro-Kopf-Einkommen gemessen werden. Die Lebensqualität wird von zahlreichen weiteren Faktoren mitbestimmt, die sich oft der direkten statistischen Erfassung entziehen und über deren relative Bedeutung lange gestritten werden kann. Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (United Nations Development Programme, UNDP) war sich dieser Probleme durchaus bewusst, als es 1990 den ersten Bericht über die menschliche Entwicklung (Human Development Report) veröffentlichte, der seit dem in jedem Jahr erscheint (http://hdr.undp.org/reports/default.cfm). Kernstück dieser Berichte ist ein Index der menschlichen Entwicklung (Human Development Index, HDI), mit dem drei wichtige Dimensionen der Lebensqualität erfasst werden sollen: die Gesundheitsdimension (gemessen an der Lebenserwartung bei der Geburt), die Bildungsdimension (gemessen an der Alphabetisierungsrate und der Brutto-Einschulungsquote) und die Einkommensdimension (gemessen an einem Index des Pro-Kopf-Einkommens, der nur bei einem Anstieg niedriger Einkommen proportional zunimmt und sich bei einer Steigerung hoher Einkommen kaum noch verändert). Der HDI wird seit mehr als 10 Jahren für möglichst alle Länder der Welt ermittelt, so dass es möglich ist, die Veränderung des HDI für ein Land im Zeitablauf zu verfolgen und seine Position im Vergleich zu anderen Ländern bzw. Ländergruppen zu betrachten. Der ursprüngliche HDI ist in mehrer Hinsicht differenziert und ergänzt worden, um z.B. geschlechtsspezifische Aspekte der Entwicklung und Armutsprobleme besser zu erfassen. Trotz erheblicher methodischer Kritik und einer beschränkten Datenbasis, die in einem gewissen Gegensatz zum sehr ambitiösen Begriff der menschlichen Entwicklung steht, hat sich der HDI als Entwicklungsmaß etabliert. Der HDI ist im Hinblick auf Akzeptanz und Verbreitung ein erfolgreiches Beispiel für das Bemühen, mehrdimensionale und qualitative Phänomene messbar und damit intertemporal und international vergleichbar zu machen. Von verschiedenen Organisationen wurden weitere Indizes entwickelt, um komplexe Sachverhalte wie die politische Partizipation und die Freiheit der Medien in numerischen Indizes zu fassen.